Monate: Oktober 2016

Literaturstadt Oslo – Lesereise Teil 4

Meine vierte und letzte Woche in Oslo hatte es in sich. Ich habe mich an Norwegens schwerste Zeiten in der jüngeren Geschichte herangewagt und an Orten Geschriebenes entdeckt, an denen ich so nicht damit gerechnet habe… (Das Ende dieses Artikels muntert dann wieder etwas auf, mit Literatur über Orte, über die nicht so oft Bücher geschrieben werden…)

1.
Das norwegische Widerstandmuseum

Hjemmefrontmuseet heißt es im Norwegischen. Das Widerstandsmuseum innerhalb der Akerhus-Festung erzählt anhand vieler Tonaufnahmen, Originalgegenstände und detailgetreu nachgebildeten Miniaturschauplätzen die fünf Jahre der deutschen Besatzung nach. Ich brauche zwei Tage, um mich durch die Ausstellung zu lesen, zu hören und zu schauen. Neben der beeindruckenden Anzahl an Widerstandszeitungen ist es vor allem ein durchlöchertes Blatt Toilettenpapier, dass mich sehr nachdenklich stimmt. Es hängt neben dem Nachbau einer Gefändniszelle in der Møllergata.

petter moen dagbok

Petter Moen, der Herausgeber der größten illegalen Zeitung „Nytt London“, hat mit einer Nadel Buchstaben darein gestochen und die gestochenen Blätter im Lüftungsschacht versteckt. Auf diese Weise dokumentierte er 210 Tage seiner Gefangenschaft. nachdem die Gestapo ihn gefasst hatte. Er kam bei der Verschiffung nach Deutschland im Jahr 1944 ums Leben, sein Tagebuch wurde entdeckt und 1949 erstmal veröffentlicht, daraufhin in viele Sprachen übersetzt, auch ins Deutsche. Die komplette Fassung (PDF) ist hier online frei zugänglich.

2.
22. Juli Zentrum

Es braucht nicht viel, um die Erinnerung an das Attentat am 22. Juli 2011 in Oslo und auf Utøya wachzuhalten.

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Das 22. Juli Zentrum im Regierungsviertel besteht aus einem Raum der Stille mit Portraitfotos aller Opfer, die Aufnahmen der Überwachungskamera, auf denen zu sehen ist, wie der Täter das Auto mit dem Sprengstoff vorfährt, einen weiteren Raum mit einem minutengenauen Zeitstrahl an den Wänden, gespickt mit Fotos, Tweets und weiteren Zitaten. Zur zusammenfassenden Einordnung dienen Auszüge aus der Urteilsverkündung. In der Mitte des Raumes stehen die verformten Überreste des Bombenautos wie eine mahnende Skulptur, an der letzten Wand hängt eine riesige Aufnahme der Insel vom Tag danach.

22-juli-senteret-2Am Ende der Ausstellung wartet ein Regal voller Bücher – die Verarbeitung des privaten wie nationalen Traumas ist in vollem Gange, zunächst in Form von journalistischen Dokumentationen und biografischen Texten der Opfer und Hinterbliebenen. Linn Ullmann hat in einem Interview gesagt, dass es wohl noch Jahre dauern kann, bis SchriftstellerInnen einen künstlerischen Ausdruck dafür finden…

3.
Jakobmesse in der Kulturkirken Jakob

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Und jetzt zu etwas Besinnlichem… Von September bis Mai wird  jeden Sonntag Abend um 20 Uhr in der Kulturkirche Jakob in Grünerløkka eine freier Gottesdienst zelebriert – Seit 15 Jahren gibt es die Jakobmesse jetzt schon. Vier durchkomponierte Messen mit eigens getexteten und komponierten Stücken und Liturgien wechseln sich ab, eine Band mit Schlagzeug, Piano, Sängerinnen und wechselnden MusikerInnen spielt live, das Ganze ist „et samarbeid mellom Kirkelig Kulturverksted og studentprestene i Oslo“ (jakob.no).

Hätte ich die Jakobmesse gleich zu Beginn meiner Oslo-Zeit entdeckt, wäre ich alle vier Sonntage hier gewesen, so waren es nur zwei. Eine wunderbare Zeit der Besinnung mit einem besonderen Klangerlebnis.

4.
Deutsch-norwegischer Sprachtandem-Abend im Goethe-Institut

Auch diese Woche gibt es noch einen Tipp zum Norwegischlernen: Einmal im Monat lädt das Goethe-Institut in Oslo zu einem Sprachtandem-Abend ein, bei dem sich immer eineR, der/die fließend norwegisch spricht und deutsch lernen will, zu einer/m geselt, der/die fließend deutsch spricht und norwegisch lernen will. Sowohl AnfängerInnen als auch Fortgeschrittene sind willkommen! Schade, dass der Tandemabend nicht zu Beginn meiner vier Wochen stattfand, sondern an meinem allerletzten Oslo-Abend. Deshalb bin ich nämlich nicht hingegangen, weil ich es doch vorgezogen habe, noch einmal zu meinem Folkeuniversitetet-Kurs zu gehen und mich von allen zu verabschieden.

5.
Ein Buch über das Hüttenklo

Der Norweger schreibt eigentlich über alles ein Buch. Sogar über das Klo in der Hütte. Warum ich das überhaupt entdeckt habe? Weil mein Liebster nach Oslo gekommen ist, um mich abzuholen. Und weil er in unserem Schrebergarten jüngst eine Hütte gebaut hat, hat er sich an unserem letzten Nachmittag in der Bücherei alle Bücher zu diesem Thema aus den Regalen geholt und durchgeblättert, während ich meine letzten Norwegisch-Hausaufgaben erledigte. Und siehe da! „Do på hytta – ideer til løsninger“ lässt uns beide schwärmen – von einem eigenen Plumpsklo auf unserer Parzelle! 😉

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6.
Tilbakeblikk – ein historischer Bildband über Tromsø

… und so komme ich zum Finale meiner vierwöchigen Lesereise durch Oslo. Und es ist kein Zufall, dass ein Bildband über Tromsø ist, der hier erwähnt wird – gefunden in einem sehr gut sortierten Atiquariat in der Storgata. In liebevoller Kleinarbeit sind darin alte und (zum Zeitpunkt des Erscheinens im Jahr 2000) neue Fotografien von zig Plätzen und Straßen in Tromsø zusammen gestellt – und ich werde schon im November die Gelegenheit haben, neue Fotos zu schießen und zu staunen, wie viel sich allein in den vergangenen 16 Jahren schon wieder verändert hat… Tschüss, Oslo! Tromsø, ich komme!

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7.
Bergenstest in Oslo am 14. Januar 2017

Ich hab mich getraut! Ich habe mich am letzten Tag hier in Oslo zum Bergenstest am 14. Januar 2017 angemeldet! Jetzt gibt es kein Zurück mehr, jetzt liegt das (ganz neu erschienene!) B2-Grammatikübungsbuch von Cecilie Lønn immer direkt neben all der norwegischen Belletristik, die noch auf mich wartet… 😉

*

Ha det bra, Oslo! Vi sees!

Literaturstadt Oslo – Lesereise Teil 3

Meine dritte Woche in Oslo hat mich gedanklich weit in die Zukunft katapultiert und mich auf der anderen Seite mit einer Vergangenheit konfrontiert, über die ich viel zu wenig weiß und die uns allen hier und heute angesichts vieler grausamer Kriege auf der ganzen Welt ein Mahnmal sein muss. Lest selbst:

1.
The Future Library – Framtidsbiblioteket in Oslo

Am Tag nach der Verkündung des Literaturnobelpreisträgers erreichte mich eine viel spannendere Nachricht: Der isländische Schriftsteller Sjón wird der diesjährige Autor sein, der ein Werk zur einhundertjährigen Bibliothek der Zukunft hinzufügt. Hva?!? Genau, in Oslo wächst gerade ein ganz besonderes Kunstwerk heran: Einhundert Jahre lang – von 2014 bis 2114 – wird Jahr für Jahr ein(e Schriftsteller/in eingeladen, ein unveröffentlichtes Manuskript einzureichen, das gemeinsam mit allen anderen einhundert Manuskripten bis 2114 unter Verschluss gehalten wird – und zwar in einem speziellen Raum der Deichmanske Hovedbibliotek, die zurzeit neben der Osloer Oper gebaut wird. Erst im Jahr 2114 werden alle 100 Manuskripte erstmalig veröffentlicht – nicht einmal die Initiatorin des Projektes liest sie zu ihren Lebzeiten!

Die schottische Künstlerin Katie Paterson zeichnet verantwortlich für dieses Jahrhundertgemeinschaftswerk, und sie hat sogar schon für das Papier vorgesorgt, welches in nunmehr 98 Jahren für den Druck dieser Bücher benötigt wird, indem sie in der Nordmarka Oslos eintausend Bäume gepflanzt hat. Die Bibliothek der Zukunft ist eines von mehreren „Slow Space“-Projekten im Kontext der Stadtentwicklung rund um Oslos ehemaligem Containerhafen Bjørvika. Ein literaturkundiges Kommittee um Katie Paterson unterstützt bei der jährlichen Auswahl eines/r Schriftsteller/in; im ersten Jahr wurde Margaret Atwood um einen Beitrag gebeten, im zweiten Jahr David Mitchell, jetzt also der isländische Poet Sjón. Ich bin gespannt, welche deutschen und welche norwegischen Autoren/innen vertreten sein werden – soweit ich deren Beteiligung überhaupt noch miterlebe… Die Menschen, die diese Werke der Future Library eines Tages lesen werden, sind heute noch nicht geboren.

Mich beeindruckt dieses Projekt ungemein! Ich kann gar nicht so gut in Worte fassen wie Sjón: „Am I a writer of my times? Who do I write for? How much does the response of the reader matter to me? What in a text makes it timeless? And for some of us it poses the hardest question of all: Will there be people in the future who understand the language I write in?“ (Quelle: futurelibrary.no)

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2.
55pluss – Norwegens neue Zeitschrift

55plus Tom EgelandEin Viertel der NorwegerInnen ist heute zwischen 55 und 70 Jahre alt ist. Sie alle bekommen nur die Anfänge wachsenden Framtidsbibliotek (siehe 1.) mit. Dafür gibt es hier und heute extra für sie eine neue Zeitschrift mit hohem literarischen Anspruch. Ich war zufällig beim Launch-Festakt von 55pluss in Oslo anlässlich der zweiten Ausgabe dabei, weil ich auf Facebook davon mitbekommen habe. Und am Abend hab ich dann erfahren, dass es tatsächlich ein reines Facebook-Event war. Und siehe da: Es war voll! Die Zielgruppe ist also via Facebook gut zu erreichen. 😉

Es war ein großartiger Literatur-Abend! Unter anderem haben Tom Egeland und Helene Uri, zwei über Norwegens Grenzen hinaus bekannte AutorInnen, die beide 10 bis 15 Jahren von ihrer Schriftstellerei leben können, sehr offen über ihren täglichen Schreibprozess gesprochen.

3.
Meine Lieblingsschriftstellerin aus Bodø

Elin Åsbakk Lind InterviewEine ganz besondere Freude war es für mich, dass an diesem 55plus-Abend (siehe 2.) auch die nordnorwegische Schriftstellerin Elin Åsbakk Lind aus Bodø angereist war, um ihren ersten Roman vorzustellen. Ihr erinnert Euch vielleicht, dass ich erst vor wenigen Wochen eine von ihren Novellen ins Deutsche übersetzt habe: „Wortlos“.

Es war richtig schön, Elin persönlich kennen zu lernen und an diesem Abend ein bisschen mit ihr zu plaudern – und jetzt bin ich natürlich fix gespannt auf ihren Roman „Punktum midt i en vakker setning“, der übrigens auf den Lofoten spielt.

elin-asbakk-lind-punktum-midt-i-en-vakker-setning

4.
Ein Widerstandskind erzählt

motstandsbarn-lykkenborgMotstandsbarn – Widerstandskind. Ich kannte das Wort bis zu diesem Abend (wir sind immer noch beim Festakt von 55pluss – siehe 2.) nicht. Dann kam Liv Riktor Lykkenborg auf die Bühne und erzählte von ihrer Kindheit in Oslo. Sie war drei Jahre alt, als der Krieg nach Oslo kam – genauer: als die Deutschen Oslo besetzten. Sie war sechs, als ihr Vater als Widerstandkämpfer inhaftiert wurde. Ihre Mutter musste nun allein die fünf Kinder durchbringen. Und als der Vater Jahre aus der Gefangenschaft kam, war zwar der Krieg vorbei, doch die Auswirkungen auf die Psyche aller Betroffenen waren katastrophal. Er misshandelte seine Kindern, schlug insbesondere Liv. Frieden gab es für das Mädchen nicht. Und so kämpft sie bis heute mit den Folgen ihrer traumatischen Kindheitserlebnisse.

Sehr behutsam wurde Liv Riktor Lykkenborg von ihrem Lektor interviewt, sie musste oft innehalten und schlucken. Vor Publikum so konkret über ihr Trauma zu sprechen, fiel ihr sichtlich nicht leicht. In der Pause kaufte ich mir spontan ihr Buch „Motstandsbarn. Med fars krigsinnsats i bagasjen“. Es wird mich Kraft kosten, es zu lesen. Doch wenn es um die psychischen Auswirkungen von Krieg auf Kinderseelen geht, müssen wir alle raus aus unserer Komfortzone und hinsehen und zuhören!

5.
Deichmanske Språkkafè

Ich wünsche es einem so hochaktuellen Buch wie „Motstandsbarn“ (siehe 4.), das es ins Deutsche übersetzt wird. Gleichzeitig finde ich es wichtig, es im Original lesen zu können. Meine Freundin Sarah hat es vor kurzem auf den Punkt gebloggt: „Languages give you new ideas because they offer you the capacity to see and explore issues that might otherwise never have become apparent.“ (cam.ac.uk)

Die öffentliche Bibliothek Deichmanske leistet in Oslo großartiges, wenn es um die Vermittlung des Norwegischen geht. Täglich gibt es in mindestens zwei Filialen ein zweistündiges kostenfreies Sprachtraining, mal vom Roten Kreuz organisiert, mal von Freiwilligen (oft pensionierte LehrerInnen) der Deichmanske Filialen. Jedes Mal sitzt an jedem Tisch mindestens einE freiwilligeR SprachtrainerIn, der die Runde aus 4 bis 8 Personen anleitet, Vokabeln erklärt, freundich korrigiert und vor allem: zum Sprechen ermuntert. Der Andrang ist groß, nicht immer finden ale einen Platz, denn die Räumlichkeiten fassen meistens nur so rund 30 Menschen, die seit mehr oder weniger vielen Monaten bzw. Jahren in Norwegen leben, arbeiten oder Arbeit suchen und vor allem: die Sprache lernen wollen. Ich bin in den vergangenen drei Wochen schon häufig dabei gewesen und habe tolle Menschen aus der ganzen Welt kennen gelernt!

Oslo Deichmanske

6.
Bookcrossing Community Treffen

Apropos: Endlich habe ich mal echte BookcrosserInnen kennen gelernt! Jeden zweiten Donnerstag im Monat gibt es ab 17 Uhr bei LaBaguette im Osloer Hauptbahnhof ein offenes Treffen für alle, die Lust haben, Bücher nicht nur anonym weiterzugeben, sondern auch mal ein bisschen mit anderen Leseratten zu plaudern. Es war richtig spannend an diesem Abend, denn es war auch eine dabei, die schon mehrfach am NaNoWriMo teilgenommen hat. Das hab ich ja auch noch auf meiner Bucket List!

Oslo bookcrossing sone La Baguette

7.
Die Straßenzeitung von Oslo

oslo-gatemagasinetSeit 2005 gibt es =Oslo, die Straßenzeitung, die monatlich von rund 500 registrierten Verkäufer/innen an durchschnittlich 30.000 LeserInnen verkauft wird. Vor ein paar Tagen habe ich auch endlich ein Exemplar gekauft, mit nem „hundrelappen“, wie dieser Geldschein auf norwegisch heißt, wovon die Hälfte beim/bei der Verkäufer/in bleibt. Ich mag das Konzept und lasse mich immer wieder gern von den persönlichen Geschichten beeindrucken, wenn Menschen sich aus der Scheiße arbeiten, weil sie mit der Zeitung in der Hand als registrierte Vekäufer/innen endlich wieder ein Stück Selbstwertgefühl gewinnen, eine sinnstiftende Tätigkeit und eine unterstützende Community.

*

Literaturstadt Oslo – Lesereise Teil 2

Hier kommt mit etwas Verspätung mein Wochenrückblick Nr. 2 auf mein literarisches Oslo. Was soll ich sagen: Oslo hat mich lieb. Die Sonne lächelte die ganze Woche lang, bis auf heute am Sonntag. Für solche Sonntage wurde zum Glück das Buch erfunden! 🙂

1.
Deichmanske bibliotek in Gründerløkka

Wenn ich aus meinem Fenster schaue, sehe ich die folkebibliotek meines Viertels. Ich bin überrascht, dass sie auch sonntags geöffnet hat, immerhin von 12 bis 16 Uhr. Das Büchereiwesen in Norwegen ist sowieso einzigartig: JedeR mit einer Meldeadresse in Norwegen hat Anspruch auf eine kostenlose nationale Ausleihkarte, die in 2.500 Biblioteheken im ganzen Land gültig ist!

Oslo Deichmanske bibliotek Gründerløkka

Ich habe den regnerischen Sonntagnachmitag hier verbracht, gemeinsam mit vielen anderen, die in Ruhe Zeitung gelesen, ein gutes Buch aus dem Regal gegriffen oder einen der vielen Rechner mit kostenlosem Internetzugang genutzt haben. Die Bedeutung dieser Institution, über die ich vor kurzem auf norwegisch gebloggt habe, ist mir wieder einmal sehr bewusst geworden! Volksbibliotheken bieten schlichtweg einen niedrigschwelligen Zugang zu allem, was eine Kultur ausmacht. Sie sind als physisch existente Räume mit physisch existenten Büchern und Zeitschriften auch im digitalen Zeitalter wichtig. Zum Beispiel: Jeden Montag nehme ich hier im ersten Stock an einem kostenlosen Sprachtraining teil, das vom Roten Kreuz organisiert wird und von dem ich nächste Woche mehr erzähle…

2.
Vår Frelsers Gravlund

Dieser Friedhof zwischen Grünerløkka und Bilsen wurde 1808 angelegt und entwickelte sich schnell zur letzten Ruhestätte des Großbürgertums. Hier fndet man unter anderem die Gräber von Ivar Andreas Aasen (dem Begründer des Nynorsk), vom in Norwegen in Ungnade gefallenen Literaturnobelpreisträger Henrik Ibsen sowie das Grab von Bjørnstjerne Bjørnson, von dem der Text für die norwegische Natinalhymne stammt.

oslo-frevlers-gravlundAber es gibt unter den rund 4.500 Grabsteinen auf dem Vår Frelsers Gravlund auch tausende, die kleine, persönliche und Geschichten erzählen: Dieser Knirps hier ist nicht einmal drei Jahre alt geworden ist, sein Grabstein jedoch steht seit fast hundert Jahren und steht und steht und steht… Warum? Weil die Kommune Oslo entschieden hat, dass alle Grabsteine auf dem Vår Frelsers Gravlund erhaltenswürdig sind, unabhängig ob die Laufzeit für ein Grab ausgelaufen ist.

Es ist zwar auch heute noch möglich, auf diesem Friedhof ein Grab zu bekommen und hier beerdigt zu werden, jedoch nur unter einer Bedingung: Der alte Grabstein darf nicht durch einen neuen, modernen Stein ersetzt werden, sondern muss abgeschliffen und neu beschriftet werden. Davon hab ich vorher noch nie gehört. Ein bemerkenswertes Konzept! Und ein wunderschöner Friedhof!

3.
Toril Moi und Vigdis Hjorth im Gespräch

In diesen Tagen tobt in der norwegischen Presse eine heiße Debatte um die moralischen Grenzen der so genannten Wirklichkeitsliteratur, also solcher Romane, denen erklärtermaßen das Leben des/r Schriftstellerin als „Rohmasse“ zugrunde liegt. Die Literaturkritiker/innen sind sich nicht einig, ob Vidgis Hjorth mit ihrem neuen Roman „Arv og miljø“ zu weit gegangen ist, weil sie angeblich durch den Roman ihrem eigenen Vater, der vor wenigen Jahren gestorben ist, quasi indirekt eine Straftat anhängt. Herregud! Ich hätte nicht gedacht, dass es im Jahr 2016 möglich ist, mit dem Thema Inzest, verarbeitet in einem Roman, für solche Aufregung zu sorgen! Es gibt tatsächlich Kulturredakteure, die die Schriftstellerin jetzt frontal angehen und zu ihr sagen, sie müsse jetzt Butter bei die Fische geben, ob sie wirklich von ihrem Vater missbraucht wurde. Ja, und wenn nicht? Darf sie dann keinen Roman zu diesem Thema schreiben und dafür keine Figur erfinden, die Ähnlichkeiten mit ihrem eigenen Vater hat? Auf wen soll hier eigentlich Rücksicht genommen werden? Und aus welchen Gründen? Letztlich ist es Vigdis Hjorth aufs Beste gelungen, genau die Mechanismen aufzuzeigen, wie Tabus entstehen – sie scheint selbst ein wenig überwältigt davon, wie gut ihr das gelungen ist.

Oslo litteraturhuset Vigdis Hjorth og Toril Moi

Umso weniger verwundert es, dass das Literaturhaus an diesem Abend Anfang Oktober – rappelvoll ist: Die Schriftstelerin unterhält sich mit der international erfolgreichen Literaturwissenschaftlerin Toril Moi über ihren neuen Roman. In allen verfügbaren Räumen des Hauses wird das Gespräch aus dem Hauptsaal auf Leinwänden live übertragen, auch ich sitze in einem solchen Raum (darum ist das Foto auch so eigenartig schief, weil ich so schräg vor der Leinwand saß). Es war eine sehr kluge Diskussion. Ich möchte noch in Ruhe darüber bloggen.

Und ich bin seit diesem Abend mehr denn je ein großer Toril-Moi-Fan. Denn obwohl mich diese Literaturwissenschaftlerin mit all ihren Schriften zu Feminsit Theoy und Gender Studies durch mein ganzes Germantsik-Studium begleitet hat, habe ich nie – bis heute – wahrgenommen, dass sie ja Norwegerin ist! Und so werde ich mich jetzt durch ihre Texte lesen, die sie in ihrer Muttersprache veröffentlicht hat. Jeg gleder meg!

4.
Buchmesse der Norsk Antikvarbokhandlerforening

Auf eine Antiquariatsbuchmesse zu gehen, ist ein bisschen wie eine Wal-Safari. Du weißt nicht, ob Du überhaupt etwas von dem zu sehen bekommst, was Du begehrst, musst Geduld haben und seeeeeehr genau hinehen. 😉

In den Kellerräumen des Litteraturhuset fand an diesem Wochenende die Buchmesse der norwegischen Vereinigung der antiquarischen Buchhandlungen statt. Um den Raum voll zu bekommen, waren auch einige schwedische Antiquariate vertreten.

Oslo bokmesse Regine NormannIch hatte tatsächlich ein Ziel: Ich wollte ein Buch von Regine Normann (1867 – 1939) ergattern. Sie war Norwegens erste nordnorwegische Schriftstellerin, die es Anfang des 20. Jahrhunderts zu nationalem Erfolg gebracht hat. In zwei Antiquariaten in Oslo war ich bereits und habe nach einem Normann-Buch gefragt, ohne Erfolg. Jetzt hieß es also an jedem Stand, geduldig die Lücken abzupassen, wenn einE andereE JägerIN bereit war, zur Seite zu treten und mich bis ans Bücherregal vorzulassen. Ich fand dabei übrigens auch ein Buch von Toril Moi auf norwegisch (das über Simone de Beauvoir) – und ließ es stehen, weil ich ahnte, dass ich mein Geld zusammen halten musste, wenn ich mir ein wirklich altes Buch leisten wollte…

Ich drehte zwei Runden und sah beim zweiten Durchgang noch einmal genauer hin. Und da war es: Regine Normann. Det gråner mot høst. Nordlandsagn. Aschehoug Forlaget, Oslo 1930. Makellos. 600 Kronen. Ich werde die nächsten Tage wieder nur Kartoffelbrei essen.

5.
Bookcrossing in Oslo

Nächstes Jahr Ende April treffen sich die Bookcrosser aus der ganzen Welt in Oslo – ich freu mich riesig darauf! Bookcrossing.com zu nutzen, das ist, als ob man ein Buch (das man besitzt und gern gelesen hat) wie freiheitsliebendes Tier wieder in die freie Wildbahn entlässt, jedoch mit einem Chip versehen – in diesem Fall eine auf bookcrossing.com registrierte Nummer – in der Hoggnung, irgendwann einmal eine Nachricht zu bekommen, ob es heil irgendwo angekommen ist und wer es jetzt liest und hoffentlich auch wieder weiter gibt. Es gibt Bookcrosser, die warten fünf Jahre und länger auf ihre erstes Feedback auf ein feigelassenes Buch (und zugegebenermaßen warte auch ich immer noch auf meine erste Nachricht…). Umso größer ist dann die Freude!

Bookcrosser lassen Bücher überall frei, lassen sie zum Beispiel beiläufig auf einer Parkbank liegen, in eine Schutzhülle gewickelt, und überlassen alles weitere dem Zufall. So entstehen die schönsten Geschichten. Und es gibt offizielle Bookcrossing Zonen, also öffentliche Bücherregale, die auf bookcrossing.com registriert sind. In Oslo gibt es zwei davon, eine ist noch recht neu, und die zeige ich Euch heute:

Oslo - offizielle Bookcrossing Zone

Dieser Bücherkoffer steht im Jugeninformationszentrum „UNGInfo“ in der Møllergata 3 im Zentrum von Oslo und ist leider nur in den Öffnungzeiten (werktags 11-17 Uhr, samstags 12-17 Uhr) zugänglich. Ich bin ja nun mittlerweile weit über 27 Jahre alt (und bis zu diesem Alter stehen allen die Angebote des UNGInfo offen), aber selbstverständlich hat niemand was dagegen, wenn auch „Erwachsene“ reinkommen und in dem Bücherkoffer stöbern. 😉

6.
Språkkafè und Suppekurs mit Cecilie Lønn im Mestizo

Es gibt eine sehr gute Lehrbuchreihe fürs Norwegische, die von Cecilie Lønn verfasst wurde, welche – wie der Zufall es will – in Oslo lebt. Ich glaube, Cecilie ist im Herzen halb Lehrerin und halb Schriftstellerin, denn sie schreibt stilistisch und inhaltlich sehr besondere Texte, die sich in meinen Augen von den üblichen oft recht klischeehaften und plumpen Lehrtexten unterscheiden.

Ich habe das große Glück, dass ich im September und im Oktober an ihrem „Suppekurs“ teilnehmen konnte/kann: Einmal im Monat lädt Cecilie samstags ein, einen ihrer tauschfrischen, bis dato unveröffentlichten Texte (Niveau B2/C1) mit ihr durchzugehen – und in der Pause sehrviert ihr Mann, ein Spanier, eine Suppe. Wo? In deren eigenem Sprach- und Kulturzentrum Mestizo, das obendrein auch noch ein offenes Café ist, in dem abends Live-Musik gespielt wird!

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Jeden Mittwoch Abend ab 19 Uhr bietet Cecilie Lønn zusätzlich ein kostenfreies Språkkafè an. Das Prinzip ist so einfach wie genial: Es kommt wer will, Cecilie sortiert die Tische nach Sprachniveau, teil eine Vokabelliste aus und lässt die Menschen an den Tischen auf norwegisch einander diese Wörter erklären. Das ist eine sehr effektive Methode, den eigenen Wortschatz zu trainieren und eine Gruppe zum Sprechen zu bringen. Das Gute ist zudem, dass selten Menschen mit der gleichen Muttersprache an einem Tisch sitzen.

7.
Oslo twittert

Wer mich kennt, weiß, dass ich seit über sieben Jahren leidenschaftlich gern twittere – seit einiger Zeit sogar auf norwegisch, und zwar mit meinem Zweitaccount @byskribent (= Stadtschreiberin). Und so ist es für mich ganz natürlich, mir eine Stadt per Twitter zu erschließen. Und siehe da: Gefühlt twittert halb Oslo – darunter beispielsweise Gry Berg-Enger, die täglich begnadet schöne Fotos veröffentlicht.

 

Und auch meine aktuellen Lieblingsschriftsteller/innen, die in Oslo leben und über deren neueste Bücher ich bereits – auf norwegisch – gebloggt habe, sind auf Twitter vertreten: Mattis Øybø, Birgit Alm, Marita Hansen (verlinkt habe ich hier ihre jeweiligen Reaktionen auf meine Rezensionen ;-). Sobald ich meine Twitter-Liste mit einem Best-of-Oslo zusammengestellt habe, verlinke ich sie hier, versprochen!

Anmeldelse: „Og hver morgen våkner jeg“ av Marita Hansen

Om å finne en ny normal

Jeg er en tysk kvinne i førti-årene som trenger litt pusterom. Derfor er jeg her i Oslo, i fire uker, jeg har behov for fred i sinnet, for å bli flinkere i norsk, for å lese så mye og så lenge jeg vil – av og til døgnet rundt på forskjellige pene steder ute i byen. Som i går, da tok det meg fem timer for å lese hele boka „Og hver morgen våkner jeg“ av Marita Hansen – uten pause.

Marita Hansen Og hver dag våkner jegMarita har heller ikke hatt noen pause siden Vidars død. Kjæresten hennes falt om og døde i armene hennes da begge to gikk på ski, uventet, etter 231 lykkelige dager. Ulykken skjedde for to og ett halv år siden. For å klare seg har Marita Hansen skrivet denne boka.

Nå er Maritas (og Vidars!) historie ute, i rett tid til bokhøsten. Et stykke virkelighetslitteratur. Litteratur, selvfølgelig! Man kan kalle det en roman. Teksten er fint vevd, full av poesi. Språket er fortettet, forfatteren har arbeidet med teksten og ikke „bare“ publisert dagboka sin. Da er det egentlig ikke viktig å vite at forfatteren har opplevd historien selv for å bli berørt og beveget, for å ta massevis tankemat meg seg. Men selvfølgelig gjør det noe med leseren, denne viten. Ikke lett å beskrive hva det er…

Verdifulle tårer, nye ord

Gråten min mens jeg leste Marita Hansens bok, denne gråten var ikke bare om tragedien som hadde skjedd, men også om forfatterens tapperhet og mot. Tårer om at hun har funnet et språk, en vei gjennom hver dag hun har våknet siden, tross alt.

Jeg svømte i tårer mens jeg så henne stående i skistøvlene hans, omtrent et år senere, nede i kjelleren. Og jeg måtte smile gjennom tårer mens jeg leste om hennes forsøk med sorggruppen. Jeg forstår henne mer enn nok. Da det finnes sorggrupper for alle mulige slags tap må man nemlig bestemme seg: „Hva er liksom verst for deg, spør hun, snur seg mot meg; det at han var kjæresten din eller at han døde brått og uventet?“ For et spørsmål til en sørgende person! Å vite at dette spørsmålet ble svart på alvor! (At svaret mangler i boka, det er dette rommet som litteratur gir meg som leser.)

Marita Hansen lærte meg viktige nye ord på norsk:

Et blunk, fraværet, innmari.
Gravølet, å kave, andpusten.
Raushet, tilstedeværelse.
Bunnklang.

oslo-jakobsmesse

Jeg er 46 år gammel. Broren min var 46 da han døde. Forventet. Det skjedde for tolv år siden. Siden har vi bare vært fire søsken. En annen sorggruppe. Et annet tap. Men likevel. Hvor ofte har jeg tenkt at jeg har ei bok inni meg om alle disse kompliserte sammenhengene hvorfor han døde, hvordan vi lever med tabuet. Av og til tenker jeg at jeg helst ville skrive om alt dette på norsk… Men først og fremst håper jeg at Marita Hansen har ennå en annen bok inni seg en dag.

La oss snakke om alt, nå!

Det finnes allerede flere bokbloggerne som har skrivet anmeldelser:

altgodt.no gir beskjed at du „må kanskje leite etter den, bokhandlarane har plassert dei litt forskjellig rundt omkring i butikken, ikkje alltid heilt logisk, men spør etter den.“ – Spennende, ikke sant? Men i de siste dagene har jeg funnet boka riktig godt plassert blant nyhetene!

Bokelskerinnen.com er, som meg, fan av hennes språk: „Hun skriver melodiøst, vakkert og undrende, og har et blikk for fine detaljer i språket. Her er det ord og setninger som gjør at man gjerne tar en pause fra lesingen og reflekterer over det man nettopp har lest.“ – Elin tenker som meg at boka har niveauen som en roman.

favelastisk.blogg.no legger merke til at boka „er kort og lettlest, men må leses flere ganger for å oppdage alle de små språklige gullkornene som ligger gjemt under steinene.“ – Ja, det er sant og jeg har allerede lest dem to ganger på to dager.

miafrogner.no navner noe jeg er også særlig berørt av: „… og hun stiller alle de spørsmålene hun lurte på, lurer på: Hvordan vet hun at hun vet at han er død? Hvordan vet man når man sørger? Hvordan bygger man dynene rundt seg for å få den tyngden man trenger på kroppen for å få sove?“ – Det minner meg om min favorittsitat i boka:

„jeg blir stående og tenke på mormor. Jeg savner henne, skulle øsnke hun var levende. Jeg ville krøpet opp i fanget hennes, jeg ville vært som om jeg var sju år, jeg ville sagt at mormor, kan du fortelle mer om da du var liten. Jeg ville sagt mormor, kjæresten min døde. Kan du fortelle om da morfor ble drept i ulykken med hesten og brøytemaskina? Kan du fortelle om hvordan det var for deg å gifte deg igjen? Jeg ville sagt mormor, hvordan var det da også han døde et par år senere. Hvordan var det da to av døtrene dine døde, de var jo bare barn. Jeg ville sagt mormor, hva skal jeg gjøre nå. Og dette vil jeg si til henne til sommeren, jeg vil besøke henne der hun bor nå, hun bor i Finnmark på kirkegården under jorda“

(Og hver morgen våkner jeg, s. 53/54)

kirkegården

Vi snakker altfor sjeldent med de levende om alle disse tingene… Men i dag er det som om Marita og jeg har snakket litt med hverandre om alt. Hjertelig takk!

Anmeldelse: „Endelig skal vi le“ av Birgit Alm

Midt i velstandslitteraturen som „Elskere“ av Mattis Øybø eller „Arv og miljø“ av Vigdis Hjorth har det dukket opp romanen „Endelig skal vi le“ av Birgit Alm som bryter med et annet  (ikke bare norsk) tabu: Hovedpersonen er fattig.

Kan man lære seg å bli mett av lukt?

Endelig skal vi le - roman av Birgit AlmElinor, gjennom hennes øyne ser leseren verden, er en midt-tjue-årig alenemor, arbeidsledig og student via NAV-systemet. Hun lever med sin seks-årige sønn Ungen i vår midte i Oslo og anstrenger seg kraftig for å bli usynlig. Hun prøver å skjule fattigdommen sin for hele verden, ikke bare for naboene på Nordstrand men endog for sønnen sin. Men det er alltid det egne barnet som ei mor ikke kan ikke narre, selv om det lyktes henne å få ham inn på Steinerskolen gjennom en friplass-ordning

På en smertefull presis måte beskriver Birgit Alm de små situasjionene når Elinor og gutten hennes opplever begrensningene fordi hun har dårlig råd: ikke noen egne seng (for ikke å snakke om et eget rom), ikke noen termokanne på tur med klassen og altfor ofte den samme billige maten. Mora vet at sønnen vet og at han prøver å skjule skuffelsen sin. „Fine Ungen“ tenker hun derfor på slutten av flere kapitler – det gjør vondt å lese…

Det kaller jeg virkelighetslitteratur.

Er „Endelig skal vi le“ et godt stykke litteratur? Jeg har funnet en anmeldelse som kaller romanen middelmådig (uten begrunnelse), en annen som er veldig kritisk til en manglende dramaturgisk oppbygning, som påstår at romanen er uten et sentralt vendepunkt. Men kanskje er akkurat det hvor temaet og skrivemåten møtes: i et liv fanget opp av velferdsstaten, men uten virkelige sjanser for å komme seg ut av situasjonen. Fattigdom omgitt av velstand påvirker tankeganger og munner ut i skam og selvforakt. Og da begynner den onde sirkelen.

Birgit Alm - kilde: Tiden Norsk Forlag
Birgit Alm – kilde: Tiden Norsk Forlag

„Endelig skal vi le“ er Birgit Alms debutroman. Forfatteren er en nesten 50 år gammel litterarturviter og tekstarbeider, bosatt i Oslo. Det er allerede alt jeg vet om henne og det er mer enn nok fordi kunsten verken stiger eller taper i verdi ved å bruke biografiske referansepunkter. (Hjorth-saken, vet beskjed?!)

Birgit Alm har ikke beskrevet noen „utgang“ fordi det ville være (hva angår temaet) en løgn, men ikke fordi hun ikke kunne det. Det som gjør romanen særlig sterk er jo nettopp en beklemmende ærlighet med hensyn til Elinors tanker mens hun opplever alle disse „små“ katastrofene som lus og mus. Ja, flere ganger måtte jeg virkelig le, romanen er tross alt underholdene.

Vi alle kjenner den flere hundre sider lange sindige strømmen i romanene av Karl Ove Knausgård. Her må vi bare holde ut 238 sider uten løsning, uten eksistensielle „forandring“. Men er det nødvendig? Forandringen foregår inni meg som leser mens jeg begriper følelser jeg har ikke opplevt selv. Følelsen mens jeg må nøye meg med lukten av bakverk, følelsen når jeg tenker om over tjue fødseldagerpresanger for alle klassekameratene, følelsen hver eneste gang jeg tør ikke å be om hjelp…

Har romanen forandret min virkelighet? Et stort JA. Og derfor anbefaler jeg på det sterkeste å lese „Endelig skal vi le“ og å tenke selv: for et stykke virkelighetslitteratur!

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