Autor: Dörte Giebel

Reiseaquarelle an Deck der Hurtigruten

„Im September 2015 reiste ich mit der „Nordnorge“ auf der Hurtigruten-Linie von Bergen bis Kirkenes. Im Gepäck wieder mein zwölffarbiger kleiner Aquarellkasten, zwei Pinsel und genügend Aquarellpapier.“

gaudeck-norwegen-hurtigrutenSo beginnt das Vorwort des Malers Hans-Jürgen Gaudeck zu seinem neuesten Bildband „Norwegen – Faszination Hurtigruten“. Gleich drei Faszinationen, die ich teile: 1. Norwegen, 2. Schiffsreisen mit den Hurtigruten und 3. gezeichnete/gemalte Reisetagebücher. Zu einem eigenen hat es bei mir leider nicht gereicht, obwohl auch ich den Aquarellkasten dabei hatte… Umso mehr freue ich mich über dieses Buch, das gerade im Steffen-Verlag erschienen ist.

Wer auch immer von einer Reise mit diesen legendären Postschiffen träumt, kommt mit den Aquarellen und begleitenden kurzen Reiseberichten von Hans-Jürgen Gaudeck noch mehr ins Träumen. Und wer auf eine eigene Hurtigruten-Reise zurückblickt, der kann hier wunderbar eintauchen und vieles wieder entdecken und nacherleben – zumindest ging mir das so.

gaudeck-norwegen-hurtigruten-buchDas Besondere an Aquarellbildern im Vergleich zu Fotos ist ja, dass sie viel mehr Freiraum für eigene Phantasien bzw. Erinnerungen lassen. Bei einem Fotobildband hätte ich wahrscheinlich dauernd gedacht: Nö, das hab ich ganz anders in Erinnerung. In diesen Aquarellen konnte ich meine eigenen inneren Bilder viel besser wieder finden.

Ich schenke dieses Buch meiner Mutter, mit der ich vor zweieinhalb Jahren selbst mit dem Hurtigruten-Postschiff von Bergen nach Kirkenes gereist bin. Genau! Es ist ja bald Weihnachten. 😉

*

 

Fridtjof Nansen dankt Regine Normann – für was?

Am 30. Juni 1927 erhält die Schriftstellerin Regine Normann ein Telegramm von Fridtjof Nansen. Der große Polarforscher gratuliert ihr (mit einem Tag Verspätung) zum 60. Geburtstag und bedankt sich gleichzeitig bei ihr:

Telegram von Fridtjof Nansen an Regine Normann 2927

„Herzlichsten Glückwunsch. In Dankbarkeit für Ihr fruchtbringendes Wirken
Fridtjof Nansen“
(1)

Für was genau ist er so dankbar? Worauf bezieht er sich? Auf ihr schriftstellerisches Werk? Sicherlich lassen sich die Romane und Märchen von Regine Normann oder auch ihre Arbeit als Lehrerin als „fruchtbringend“ bezeichnen. Doch wenn wir diese etwas altbackenen und blumigen Worte einmal modern als „wirksames Handeln“ übersetzen, dann schwingt doch gleich mehr mit. Nein, hier wird nicht „nur“ der Dank eines wohlgesonnenen Lesers ausgedrückt. Hier geht es Fridtjof Nansen vielleicht sogar um etwas sehr persönliches.

Er könnte sich unter anderem auf etwas beziehen, was zum Zeitpunkt des Telegramms bereits zehn Jahre zurück liegt: ein kleiner Schlagabtausch in der Osloer Tageszeitung „Tidens Tegn“, dessen Bedeutung vielleicht erst in der Rückschau erkennbar wird.

Im Februar 1917 schreibt Regine Normann für die Osloer Tageszeitung Tidens Tegn einen Artikel über das Polarschiff Fram.

Regine Normann: Fram. Zeitungsartikel in Tidens Tegn im Februar 1917

Die Fram hat zu diesem Zeitpunkt ihre drei großen Expeditionsfahrten bereits hinter sich und liegt seit Jahren seeuntüchtig im Oslofjord im Hafen. Das weltberühmte Schiff, das seit jeher Staatseigentum ist, droht zu verrotten bzw. ausgeschlachtet zu werden. In ihrem Zeitungsartikel macht Regine Normann auf diesen Missstand aufmerksam und fordert in einer Art offenen Brief die Wiederherstellung der Fram als Museumsschiff – mit allen bereits entwendeten Originalteilen!

Regine Normann ist eine glühende Verehrerin der Polarschiffahrt, ja, der Seefahrt überhaupt. Als Kind der Vesterålen weiß sie, was es heißt, vom Meer und den Schiffen abhängig zu sein. In ihrer Kindheit waren es die Boote der Fischer, die die Nahrungsgrundlage für eine ganze Region transportierten. Und die Verbindungen für die Menschen zwischen den Inseln und dem Festland wurden durch eine lokale Hurtigrute sichergestellt. Später waren es die große Postschiffe der Hurtigrute von Richard With, die Regine Normann immer wieder von Oslo über Bergen in ihre Heimat brachten. Sie schrieb sogar eine Biografie über den Hurtigruten-Gründer Richard With (die leider nie veröffentlicht wurde). Mit seiner Tochter, Nana With, war sie bestens bekannt (aber das ist eine andere Geschichte…).

Es bricht Regine Normann das Herz, die Fram verkommen zu sehen.

Es brach sicherlich auch Nansens Herz. Die Fram war sein Baby. Die Schiffskonstruktion, die es möglich machte, dem Packeis standzuhalten, basierte auf seinen Überlegungen. Sein Versuch, mit der Fram den Nordpol zu erreichen, dauerte von 1893 bis 1896 und scheiterte spektakulär – Nansen wird als Held gefeiert, das Schiff und die Besatzung kehren heil zurück. Und auch wenn die Fram nicht Nansen gehörte, sondern Staatseigentum war, fragte Roald Amundsen,der zweite große Polarforscher dieser Zeit, einige Jahre später als erstes ihn, ob er die Fram für seine nächste Expeditionsreise nutzen dürfte. Nansen sagte ja, weil er seine eigenen Expeditionspläne nicht weiter verfolgte, und 1909 gab dann auch das norwegische Parlament die notwendige Zustimmung. Amundsens Südpol-Expedition mit der Fram wurde ein überwältigender Erfolg, so dass er nach der Rückkehr gleich mit der Planung einer neuen Expedition begann – allerdings mit einem neuen Schiff.

Regine Normann schreibt also besagten Zeitungsartikel, veröffentlicht 18. Februar 1917:

„Ich stehe auf dem Landweg oberhalb der Werft und sehe Roald Amndsens neues Polarschiff, und unwillkürlich schweifen meine Gedanken zur alten, berühmten, von der hanzen Nation geiebten „Fram“. Das Glücksschiff, dass den Namern Norwegens von Pol zu Pol getragen hat.
Kein einziger von uns, der als Zuschauer dabei war, wird den Sonnentag vergessen, an dem die Fram, klein und geschunden mit schlimmen Schrammen vom Treibeis, in den Hafen einlief!

[…]
Direkt neben der Werft mit dem neuen Polarschiff steht ein Schuppen. Dadrin und draußen davor unter dem Schnee liegt nun alles, was von der alten „Fram“ zur Weiterverwertung abmonitiert werden konnte. Es soll für Roald Amundsens neues Schiff verwendet werden, höre ich.“

Die Situation ist delikat, denn Roald Amundsen hat tatsächlich begonnen, sich der noch brauchbaren Teile der Fram zu bedienen, um sich ein neues eigenes Expeditinsschiff (die Maud) zu bauen. Das steht fünf Tage nach Normanns Artikel als eine öffentliche Antwort in der gleichen Tageszeitung:

„Da Herr Amundsen, so weit uns bekannt ist, sein neues Schiff mit persönlichen Mitteln ohne öffentliche Unterstützung ausrüstet, wäre es Aufgabe des Verteidigungsministeriums, ihn zu bitten, im Interesse der Sache die bereits entfernten Gegenstände wieder zurück zu geben, wobei es als selbstverständlich anzusehen ist, dass er dafür eine materielle Entschädigung erhält.“ (3)

Es ist die Kristiania Seemannsvereinigung, die diesen Sachstand erstmals der Öffentlichkeit preisgibt, letztlich auf Druck von Regine Normann. Die Interessensvertretung der Reeder und Seefahrer war selbst mit dem fehlenden öffentlichen Engagement für den Erhalt der Fram, sei es nun staatlich oder privat finanziert, genau so unzufrieden wie die Schriftstellerin. Die Vereinigung hatte begonnen, im Hintergrund zu arbeiten und ein Komitee zur Begutachtung der Fram nach Horten geschickt. Bereits einen Monat vor Erscheinen des Zeitungsartikels von Regine Normann legte das Komitee seinen internen Bericht der Seemannsvereinigung vor. Demnach handelte Amundsen eindeutig mit Zustimmung des Staates, vielleicht als darüber hinaus keinerlei staatliche Förderung bewilligt wurde. Doch Amundsen und das Parlament scheinen nicht mit dem Widerstand der interessierten Öffentlichkeit gerechnet zu haben. Deren Wortführerin ist jetzt Regine Normann.

normann-fram-avis-normann-svaretDurch den offenen Brief der national bekannten Schriftstellerin gerät die Seemannsvereinigung jetzt in Zugzwang, sich öffentlich zu den bereits eingeleiteten Rettungsaktionen zu äußern. In einem persönlichen Brief bedankt sich Christian Christensen, Vorstand der Seemannsvereinigung, sogar bei Regine Normann für ihr Engagement und betont ihr gegenüber, dass ein bisschen öffentliche Aufmerksamkeit der Sache ja nur dienen könne, schießlich brauche man jetzt Geldgeber, um die Fram zu retten. Dem Brief liegt sogar – als eine Art Ehrerbietung – eine Kopie des Berichtes bei, den das Komitee nach der Besichtigung der Fram erstellt hat. (4) Dies nimmt Regine Normann zum Anlass, noch einmal nachzusetzen und nur wenige Tage später in der Tidens Tegn die Veröffentlichung des Besichtigungsberichtes zu fordern. (5).

Und sie versucht weitere Personen einzubeziehen, die möglicherweise Einfluss nehmen können. Einer davon ist Johan Anker, der bis 1915 gemeinsam mit Christian Jensen eine der führenden Werften Europas, Anker & Jensen A/S, betrieb. Nachdem die beiden Geschäftspartner sich getrennt hatten, führte Johan Anker die Bootswerft als alleiniger Gesellschafter weiter, spezialisierte sich jedoch auf kleinere Segelschiffe für Regatten. Christian Jensen gründete eine neue Firma. Sein erster großer Auftrag als alleiniger Inhaber der Christian Jensen skibsbyggeri war: der Bau des neuen Polarschiffs Maud für Roald Amundsen. (6)

Vielleicht hat Regine Normann gehofft, dass Johan Anker auf seinen ehemaligen Geschäftspartner Christian Jensen Einfluss nehmen und ihn dazu bewergen könnte, Amundsen zur Rückgabe der Fram-Schiffsteile zu bewegen. Ich weiß es nicht, ich habe es noch nicht herausgefunden. Fakt ist, dass Johan Anker am 1. März 1917 einen Brief an Regine Normann schreibt, in dem es um diese Angelegenheit geht. (7) Ich lese den Namen Amundsen und etwas von den Masten der Fram. Ich bekomme hoffentlich in den nächsten Tagen hier auf den Vesterålen Hilfe, um alles zu entziffern…

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Und deshalb endet die Geschichte an dieser Stelle jetzt erst einmal. Weitere Dokumente zu diesem Thema sind im Privatarchiv von Regine Norman nicht zu finden. Soviel habe ich herausgefunden: Roald Amundsen hat wohl nicht nachgegeben, sondern verwendete die Masten, Ruder sowie die Ankerwinde der Fram für den Neubau. (8) Und auch die Fotos der Königsfamilie, ursprünglich ein Geschenk für die Fram, nahm er mit und hängte sie in den Salon der Maud.

Es sollte noch weitere zwölf Jahre dauern, bis 1929 endlich mit der Wiederherstellung der Fram begonnen wurde. Diese Bemühungen des ersten Komitees blieben erfolglos. Trotzdem gehört Regine Normann der Dank von Fridtjof Nansen, weil sie ihren Namen für die gute Sache eingesetzt hat.

Erst Otto Sverdrup schaffte es 1925 mit seinem neuen Framkomitee, Bewegung in die Sache zu bringen. Und erst rund 20 Jahre nach dem Zeitungsartikel von Regine Normann, sprich 1936, wurde das Fram-Museum in Oslo eingeweiht und die Fram damit als Museumsschiff öffentlich zugänglich gemacht. Zu diesem Zeitpunkt lebte die 71-jährige Regine Normann noch in Oslo, und ich gehe ganz fest davon aus, dass sie selbst noch im Fram-Museum gewesen ist.


Quellen

(1) „Varmeste lykkeønsking. I taknemlighet i deres frugtbringende virksomhet Fridtjof Nansen“ – Telegramm von Fridtjof Nansen an Regine Normann am 30.06.1927. Privatarchiv Regine Normann, Universitätsbibliothek Tromsø.

(2) „Jeg stor paa landeveien ovenom verftet og ser paa Roald Amundsens nye polarskute, og uvilkaarlig glir tanken over paa den gamle, kjendte av hele nationen elskede „Fram“. Lykkeskuten som har baaret Norges navn fra pol til pol. Mon en eneste en av alle os som fik være tilskuer, nogensiende kan glemme solskindagen, da „Fram“ liten og veirslaat med svære skrammer efter isskuringen gled ind paa havnen! […]  Tæt ved verftet med den nye polarskuten staar et skur. Der inde og ute under sneen ligger nu alt som kunde nyttiggjøres og fjernes fra gamle „Fram“. Det skal brukes til Roald Amundsens skute hører jeg. […]“ Zeitungsartikel in der Tidens Tegn mit dem Titel „Frem“ von Regine Normann vom 18.02.1917. Privatarchiv Regine Normann, Universitätsbibliothek Tromsø.

(3) „Da hr. Roald Amundsen, saa vidt os bekjendt personlig utruster sit nye skib uten spor av offentlige bidrag, maate man ærligst henstille til ham gjennem vort ærede forsvarsdepartement, om han velvillig for sakens interesses skyld vil tilbakelevere de fjernede gjenstande, idet det ansees for givet, at h. Roald Amundsen maa holdes skadesløs.“ – Zeitungsartikel, unterzeichnet von Chr. Christensen, Vorstand der Kristiania sjømandsforening, in Tidens Tegn am 23. Februar 1917. Privatarchiv Regine Normann, Universitätsbibliothek Tromsø.

(4) „Da det er foreningens hensigt at arbeide for skibets opbevarelse i dets oprindelige skikkelse, men man hertil trænger pekuniær støtte, vil bestyrelsen offentiggjøre et tilsvar til Dem i Tidens Tegn en av de første dage for paa denne maaten samtidig at reklamere litt for saken.“ – Brief der Christiania Sjømandsforening an Regine Normann, 23.02.1917. Privatarchiv Regine Normann, Universitätsbibliothek Tromsø.

(5) „Samtidig opfordrer jeg paa det instændigste Kristiania sjømandsforening at offentliggjøre i sin helhet besigtigelseskomiteens indberetning om den tilstand polarskibet Fram fandtes at være i den 17. januar 1917. Det er umyndiges arv og eie det her er tale om, og Norges ungdom – baade den som gror op idag og alle kommende slægter fremover – har ret til at kræve den hele, fulde Sandet.“ – Zeitungsartikel von Regine Normann in Tidens Tegn am 01.03.1917. Privatarchiv Regine Normann, Universitätsbibliothek Tromsø.

(6) Bericht von Christian Jensen über den Bau der Maud (PDF). Darin steht allerdings kein Wort davon, dass Teile der Fram verwendet wurden.

(7) Brief von Johan Anker an Regine Norman am 01.03.1917. Privatarchiv Regine Normann, Universitätsbibliothek Tromsø.

(8) frammuseum.no

Der fliegende Weihnachtsbaum – Foto des Tages

Eigentlich wollte ich ja ein letztes Mal den Sonnenuntergang in Tromsø vor die Linse bekommen, als plötzlich ein Ufo … ach nein, es war doch nur ein fliegender Tannenbaum. 😉 Ich bin sehr stolz auf die Komposition aus Mensch, Vogel, Hubschrauber und Baum.

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Am nächsten Tag stand die Auflösung dann in der Zeitung: In guter alter Tradion wird hier der Weihnachtsbaum für den großen Marktplatz „Stortorget“ eingeflogen. 13 Meter lang und 500 Kilo schwer ist die Edeltanne dieses Jahr – und geschätzte 104 Jahre alt. In Charlottenlund stehen sie dicht an dicht, diese Tannen, doch so schöne Exemplare sind mittlerweile selten. Zu groß bzw. schswer darf der Baum übrigens nicht sein – vor ein paar Jahren kam der Hubschrauber nicht hoch und es musste erst ein Stück gekappt werden, damit der Transport klappte.

Acht Mann nahmen den Baum auf dem Marktplatz in Empfang und justierten ihn. Am 26. November – auch das ist Tradition – wird der Weihnachtsbaum dann gemeinsam mit allen Tromsøaner/innen erstmals „angezündet“. Ich bin dann leider nicht mehr hier (sondern auf Litløy Fyr – also eigentlich kein „leider“ 😉 ), deshalb kann ich hier nur das Beweisfoto vom frisch aufgestellten, aber noch nackten Weihnachtsbaum als Belegfoto bieten:

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Und zum Abschluss, weil’s so schön war, noch ein Bild vom Flug direkt in die untergehende Sonne – siehste, doch ein Sonnenuntergangfoto!

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Literaturstadt Tromsø – mehr als Wale und Nordlichter!

Heute bewirbt sich Tromsø beim Kulturrat in Oslo für den Auftrag „Kreativt Norge“: In Zukunft wird der nationale Etat für die regionale Kunstförderung nämlich außerhalb der Hauptstadt verwaltet werden, so will es die Regierung. Elf Mitarbeiter/innen soll das neue Kontor beschäftigen. Neben Tromsø gehen die Städte Bergen, Stavanger, Kristiansand, Drammen und Trondheim ins Rennen.

tromso-biblioteket-noveberIst Tromsø ein Außenseiter, wenn es um das Rennen im Bereich Kultur geht? Nein! Auf dem 69. Breitengrad geht kulturell die Post ab – nicht ohne Grund hat sich Tromsø im norwegischen Kulturindex von Platz 14 im vergangenen auf Platz 8 in diesem Jahr verbessert. Gemessen wird dafür unter anderem die „Künstlerdichte“ (aktuell kommen 5,7 Künstler/innen auf 1.000 Einwohner/innen), die Zahl der Angestellten im kulturellen Bereich, die Zahl der Kinobesuche pro Kopf (3,9) sowie die Zahl der Bücherausleihen pro Kopf (5) pro Jahr. (Auf Platz 1 des Kulturindex liegt übrigens nicht Oslo, sondern Røros! 😉 )

Leider findet die touristische Vermarktung der Stadt 244 Kilometer (Luftlinie) nördlich des Polarkreises hauptsächlich über Naturereignisse wie Polarlicht- und Walsafaris statt. „Where your arctic adventure begins“ – so wirbt Visittromso.no und positioniert auf der Startseite ausschließlich Outdoor-Aktivitäten. Das finde ich mehr als schade, denn damit verschenkt die Stadt meiner Meinung nach echtes Potential. Dabei tragen viele der zahlreichen Festivals das Internationale bereits im Namen, u.a. das Tromsø International Film Festival, das Internationales Literaturfestival Ordkalotten sowie das Internasjonale Kirkefestival.

Tromsø Hovedbiblioteket aviserInnerhalb Norwegens wird Tromsøs urbane Seite durchaus geschätzt: Tromsø hat mit ca. 15.500 Studierenden und 3.300 Angestellten die drittgrößte Universität des Landes. Die jungen Menschen zieht es hierher. Ein Grund: Auch  jenseits der Festivalwochen findet hier ein bunter Kulturalltag statt. Kinos, Theater, Konzerte, Lesungen, Diskussionen – und über allem thront die Bibliothek im Zentrum, die täglich 22 Uhr genutzt werden kann und, wie ich beobachten konnte, Treffpunkt für viele junge Menschen ist. Auch die ältere Menschen gehen hier ein und aus, viele kommen auf einen Sprung vorbei, um in Ruhe Zeitung zu lesen – 36 Tages- und Wochenzeitungen werden gleich  in der Eingangshalle angeboten, attraktive Sitzplätze machen das Verweilen angenehm.

Årets vakreste bøkerIch bin seit zwölf Tagen in der Stadt, und es vergeht kein Tag, an dem ich hier nicht mindestens zwei bis drei verschiedene Kulturveranstaltungen besuchen könnte. Ich war schon bei der Ausstellungseröffnung der schönsten Bücher des Jahres („Årets vakreste bøker“ – siehe Foto) im Nordnorsk Kunstmuseum. Ich war bei alternativen Messen in der Domkirche, bei Kari Bremnes live im The Edge und bei Lunchkonzerten im Kuturhaus. Ich war bei „Regalwanderungen“ in der Biblithek und freu mich auf morgen, wenn ich an der Bibliotheksveranstaltung „Strikk og Lytt“ teilnehme: Zwei Stunden lang liest jemand vor, während wir drum rum sitzen und stricken. Auch das ist Kultur! 😉

Und habe ich schon erwähnt, dass es erstaunlich viele Buchhandlungen in Tromsø gibt? Ich habe bis jetzt 7 gezählt. Darunter ein sehr gut sortiertes Antiquariat! Ich ahne, dass mich das Übergewicht meines Koffers im Flieger unbezahltbar ist und ich mit dem Schiff zurück kommen mus…

Jetzt gehe ich erstmal ins Bett. Wo? Im Hotel „Bed and Books“! Übernachten in einer großen Tauschbibliothek – auch das ist Tromsø! Sowie diese kleine private Tauchbibliothek (siehe Foto unten), die ich in einem Wohnviertel gefunden habe.

Tauschregal in Tromsø

Tromsø hat ein Herz für Bücher.

🙂

Leseglede med skeive bøker

 

Dsveike-boeker-ellen-berg-larsenet var virkelig en morsom bokpresentasjon og høytlesning av skeive barne- og ungdomsbøker i går på Tromsø hovedbiblioteket,  i samarbeid med Tromsø Arctic Pride. Tusen takk, Ellen!

Etter Pride Paraden begynte jeg å lese den skeive boka „Nærmere kommer vi ikke“ av Monika Steinholm. Jeg motsto bare knapt fristelsen til å kjøpe boka på ARK i storgata hvor forfatteren jobber (virkelig sant!). Jeg satt i stedet på biblioteket til det sluttet. Nå venter jeg utålmodig på at den åpner på nytt i dag klokka 12,  men derfor har jeg tid til å blogge. 😉

Monika Steinholm: Nærmere kommer vi ikke

monika-steinholm-bokHovedpersonen Jens er 17 år gammel da han erkjenner at han er forelsket i sin barndomsvenn Niklas som nettopp har forelsket seg i deres beste venninne.

Jeg liker allerede bokas begynnelse når Jens er i ferd med å fortelle foreldrene sine at han er homofil. Denne blandingen av skam og lettelse, særlig godt beskrevet (jeg kjenner følelsen…)! Han må gjennom dette to ganger fordi han først snakker med faren og på kvelden med mora. Og da hjelper faren litt. Så bra!

Dette sitatet liker jeg veldig:

„Pappa strekker hånda ut mot meg, og jeg lar ham hale meg opp på beina. Jeg kan ikke huske sist papa klemte meg. Ingen av oss er klemmere. Nå holder han rundt meg, hardt. Jeg forsvinner nesten i armene hans. Er fire år og har fått skrubbsår på kneet. Jeg har ikke noe sår pappa kan blåse på, men har stryker det svette håret mitt vekk fra panna. Selv om han ikke blåser på noe, er det som han setter på et plaster så det slutter å svi.
– Men Jens, da, sier pappa. – Kjærlighetssorg er noe alle får.
Jeg er så letta. Pappa sier ikke at det er helt ok å like gutter. Pappa skjønner at det ikke er derfor jeg griner. Det gjør bare så jævlig vondt at det er Niklas.“

Jens bestemmer seg å kjøre til Finnsnes der hans skeive onkler Torstein og Phil bor. Begge to er i ferd med å organisere Senjas første Pride Parade og da må Jens med. Ikke så lett når en bare har vært „ut“ i noen dager! 😉 En dag blir Jens kjent med Edor som ikke vet ennå at han er homofil … (.. og nå er det nesten klokka 12 og jeg ser fram til å lese om deres kjærlighet).

«Nærmere kommer vi ikke» er en frittstående oppfølger til «Fuck verden», Monika Steinholms debutroman om ble nominert til NBUs debutantpris Trollkrittet. Som nevnt bor Monika Steinholm (*1983) i Tromsø og har tatt et toårig forfatterstudium ved universitet her (og dette er mitt drømmemål…).

Anbefalte skeive barne- og ungomsbøker

Trenger du noe for å snakke med små barn om å være „anderledes“? Ta disse to bøkene som Ellen leste høyt og viste bildene på samme tiden. Vi koste oss veldig pa biblioteket i går!

Justyna Nyka: Drømmeprinsen (2010)

droemmeprinsen-titelBildeboka begynner kjent, men kommer med en overaskelse på slutten – og da sier kongen:

”Vi leter etter noen og finner en annen – og det er like bra!”

 

Nathalie Hense og Ilya Green: Lei av Rosa (2010)

nathalie-hense-lei-av-rosaDen lille jenta liker mer enn bare «jenteting» men hun hater at alle kaller henne en „guttejente“. Hun vil bare være jente, en normal jente som elsker dinosaurer og heisekraner mer enn rosa eller dukker.

Forlaget skriver: „Dette er ikke bare en vakker og forfriskende bildebok, men også en appell til barn og voksne om å ikke la seg begrense av kjønnsrolleklisjéer“

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Trenger du noe for å hjelpe din gutt eller jente med å komme ut? Ta Steinholms „Nærmere kommer vi ikke“ (som anmeldt ovenfor) eller denne boka som Ellen anbefalte på det sterkeste og leste høyt – en annen alvorlig bok samtidig med godt humør! 😉

Susin Nielsen: Vi er molekyler (2015)

susin-nielsen-vi-er-molekylerForlaget skriver: „Tretten år gamle Stuart er genial, men sosial analfabet. Fjorten år gamle Ashley er superpopulær, men ikke så skolesmart. Når Stewart og faren hans flytter sammen med Ashley og moren hennes, er de plutselig i samme familie“

Men poenget er noe annet: Ashley har en hjemmeliget. Og hun er særlig redd for at denne kommer ut fordi hun er sikker på at hun aldri mer ville være så popuær som før: Faren hennes er „plutselig“ homofil – den sanne grunnen hvorfor foreldrene hennes skiltes… Jeg skal lese denne boka etter „Nærmere kommer vi ikke“!

Noe mer av Ellens lesetips om skeive bøker