Dialektboka – 70 norwegische Dialekte in einem (Hör)Buch

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Dialektboka - lyden av landet vårt

Dialektboka - norwegische DialekteNorwegische Dialekte offline hören – hach, wie altmodisch, mögen manche denken, aber ich finds klasse! In dem Buch „Dialektboka“ von Anders Vaa (2016 bei Spartacus erschienen) werden die Hörproben gleich mitgeliefert, und zwar in dem integrierten Abspielgerät – als haptische Seitenleiste, sogar inklusive Batterien (die man bei Bedarf austauschen kann).

Ich kann mich also nach Herzenslust durch 70 norwegische Dialekte hören – anhand authentischer, ungekünstelter, sehr spontan wirkender Aufnahmen von Menschen jeden Alters, die jeweils ein paar Sätze sprechen.

Dialektboka - lyden av landet vårtDas ist also der spielerische Anteil des Buches, doch das Buch kann noch viel mehr! Anders Vaa erklärt wirklich leicht nachvollziehbar, worin sich die Dialekte unterscheiden. Und noch viel mehr: Mit anschaulichen Zeichnungen lerne ich, wie ich meine Zunge einzusetzen habe, um die verschiedenen typischen Laute selbst hinzubekommen, beispielsweise das knarrende R („skarre-r“) aus Kristiansand.

Dialektboka - norwegische DialekteAnand vieler Karten zeigt der Autor außerdem, wo welche Aussprache für beispielsweise „jeg“ oder „ikke“ verbreitet sind. Und immer wieder bin ich dabei beeindruckt, wie klein doch der Anteil derer ist, die dieses bokmål-nahe Norwegisch sprechen, das wir im Norwegischunterricht lernen und das uns wie das Pendant zum Hochdeutschen vorkommt. In Wahrheit wird so nur in und rund um Oslo gesprochen.

Dialektboka - norwegische DialekteDa ich mich in letzter Zeit viel in Nordnorwegen aufgehalten hab, sind mir die dortigen Dialekte besonders ans Herz gewachsen. Meine Lieblingsaufnahme ist daher auch die Nr. 76, eine 59-jährige Frau aus Tromsø. 🙂

Was ich an dem Dialektboka übrigens auch noch schätze, ist, dass es nicht nur norwegische Dialekte beinhaltet, sondern auch Samisch und Kvensk behandelt. Diese Hörbeispiele sind toll gewählt, weil jeweils die gleiche Person, die an anderer Stelle schon auf Norwegisch gesprochen hat, die gleichen Worte nun auf Samisch bzw. Kvensk wiederholt. Man kann also tatsächlich versuchen rauszuhören, was gesagt wird.

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Mein Fazit: Das Buch ist irgendwie toll, aber irgendwie vielleicht auch nicht für jeden was. Der Autor hat sich nicht entschieden, ob er ein sprachwissenschaftliches Buch schreiben will oder ein Lehrbuch für Norwegisch-Schüler/innen. In den norwegischen Buchläden hat sich Dialektboka wohl nicht so viel verkauft, wie der Verlag ursprünglich gehofft hatte – ich weiß auch gar nicht so genau, was ein Norweger damit anfangen soll, der hört die ganzen Dialekte doch eh jeden Tag und weiß wahrscheinlich intuitiv, wie die sich unterscheiden und wo die Leute ungefähr herkommen. Ich finde aber, das Buch sollte in jedem gut sortierten Bücherregal einer Norwegischlehrerin stehen – als tolles Anschauungsmaterial. 🙂 Bis zur nächsten Unterrichtsstunde versuche ich mir jetzt mal ein paar Dialekte draufzuschaffen, um ein bisschen für Verwirrung zu sorgen. 😉

Apropos:

Im Blog meiner Lieblingslehrerin Yvonne Moutoux findet Ihr heute einen Artikel mit vielen Linktipps, wo Ihr im Netz gratis Norwegisch hören könnt – vom Online-Wörterbuch mit Hörbeispielen über vorgelesene Zeitungsartikel bis hin zu empfehelnswerten Podcasts norwegischer Radiosendungen.

Ich wünsche Euch viel Hörvergnügen!

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