Norwegen ist das erste Land auf der ganzen Welt, das sein gesamtes literarisches Erbe der Öffentlichkeit gratis zugänglich macht. Ein riesiges, seit über zehn Jahren betriebenes Digitalisierungsprojekt der Nationalbibliothek – seit 2012 in Zusammenarbeit mit der Vereinigung Kopinor (die in Norwegen die Rechte der Schriftsteller wahrt) – findet jetzt seinen Höhepunkt: Seit Anfang Februar 2018 sind alle Bücher, die bis zum Jahr 2000 in norwegischer Sprache publiziert wurden, in Norwegen öffentlich zugänglich. Konkret bedeutet das: Von einer norwegischen IP-Adresse aus hat jeder die Möglichkeit, jedes der über 250.000 Bücher auf bokhylla.no online zu lesen. Bücher, die rechtefrei sind, weil die Autoren seit über 70 Jahren tot sind, kann man sogar komplett als PDF herunterladen.
Die Rechteinhaber der Bücher bekommen das gemäß einer Vereinbarung zwischen der Nationalbibliothek und Kopinor angemessen vergütet. Schriftsteller und Verlage haben übrigens auch die Möglichkeit, diese Gratisveröffentlichung zu verweigern, in 4.000 Fällen ist das auch geschehen. Dabei handelt es sich überwiegend um Fachliteratur und Bücher, die nach wie vor ein hohes kommerzielles Potenzial haben (Quelle).
Weltweit ist diese Regelung einmalig, kein anderes Land kann bisher eine solche Lösung vorweisen! Und Norwegen ist noch nicht fertig: An einem Vertrag für alle Bücher ab dem Erscheinungsjahr 2000 wird zurzeit gearbeitet.
Die Kulturministerin Trine Skei Grande ist zurecht stolz auf dieses Projekt:
„Ich bin der Meinung, dass Literatur und Wissenschaft allen zugänglich sein muss. Ein breiter und einfacher Zugang zur norwegischen Literatur ist wichtig für Bildung, demokratische Teilhabe, Sprachentwicklung und Identität. Bokhylla.no gibt den Menschen in Norwegen einen einzigartigen Zugang zu unserem nationalen Kuturerbe.“ (Original: „Jeg mener at litteratur og kunnskap skal være tilgjengelig for alle. Bred og enkel tilgang til litteratur på norsk er viktig for dannelse, demokratisk deltakelse, utvikling av språkfølelse og identitet. Bokhylla.no gir folk i Norge en unik tilgang til vår nasjonale kulturarv.“ Quelle)