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Meine Frankfurter Buchmesse – #Norwegen2019

Die vergangenen 4 Tage waren wie ein Schnelldurchlauf eines Skandinavistik-Studiums für mich: „Vorlesungen“ im Halbstundentakt – in den Pausen drüber gesprochen – nachts gelesen. Meine liebe Freundin aus Oslo meinte, ich sei wahrscheinlich die Messebesucherin, die die meisten Live-Auftritte norwegischer Schriftsteller*innen aufmerksam verfolgt hat. Vielleicht hast Du Recht, Kari – die Wette gilt! ?

Auf dem Foto seht Ihr NUR Bücher von lebenden Schriftsteller*innen aus Norwegen, denen ich wirklich intensiv zugehört habe, wenn sie über Ihre Bücher und ihren Schreibprozess, über ihre Themen und ihre Haltung zur Welt und zur Literatur gesprochen haben.

Gro Dahle
Niels Fredrik Dahl
Lotta Elstad
Helga Flatland
Jon Fosse
Karin Fossum
Jostein Gaarder
Karl Ove Knausgård
Monica Kristensen
Vigdis Hjorth
Mona Høvring
Roy Jacobsen
Ruth Lillegraven
Unni Lindell
Merethe Lindstrøm
Jo Nesbø
Agnes Ravatn
Kjerst A. Skomsvold
Dag Solstad
Simon Stranger
Linn Ullmann
Hjerbørg Wassmo

Nicht mit einem Buch auf dem Foto vertreten, aber trotzdem habe ich ihnen aufmerksam zugehört:

Jørn Lier Horst
Bjørn Ousland
Maria Parr

Nicht auf dem Foto dabei sind all die schon verstorbenen Schriftsteller*innen, ÜBER die gesprochen wurde (wie zum Beispiel Tarjei Vesaas und Knut Hamsun) und auch nicht diejenigen, die ich nur so am Rande mitbekommen habe, weil ich mich manchmal zwischen 2 Sessions entscheiden musste und ich einige ja schon früher / anderswo ausführlich erlebt hatte (z.B. Maja Lunde, Hanne Ørstavik und Erling Kagge).

Und dann sind da ja auch noch all die hochspannenden norwegischen Schriftsteller*nnen, die gar nicht auf der Messe dabei waren…

Wie gut, dass die dunkle Jahreszeit bevorsteht – viel Zeit zum Lesen … und zum Übersetzen. 

Norwegen gelingt ein fulminanter Auftakt als nächstes Gastland der Frankfurter Buchmesse

Stimmen von der Pressekonferenz zu Norwegen2019.de am 11. Oktober 2018

So viel Interesse an einer Vorschau-Pressekonferenz des nächsten Gastlandes gab es auf der Frankfurter Buchmesse noch nie! Rund 350 internationale JournalistenInnen sind am Donnerstagmorgen anwesend, als Buchmesse-Präsident Jürgen Boos darüber aufklärt, warum wir von Norwegens SchriftstellerInnen im kommenden Jahr einiges erwarten dürfen: In Sachen Pressefreiheit sei Norwegen schließlich weltweit auf Platz 1. Wir können uns also, so betont er, darauf verlassen, dass aus dem Norden klare und offene Worte zum Thema Menschenrechte zu uns gesprochen werden. In das gleiche Horn bläst direkt im Anschluss auch Norwegens Kulturministerin Tine Skei Grande. In Zeiten wie diesen gehe es darum, den Wert der Demokratie hochzuhalten und neugierig zu bleiben – neugierig auf die Geschichten der anderen. Literatur diene dem Brückenbauen und das Übersetzen in eine andere Sprache sei Friedensarbeit. Norwegen komme nächstes Jahr als Brückenbauer nach Frankfurt, betont sie stolz – zu Recht: Norwegen ist wahrscheinlich das lesefreudigste Land der Welt. 88% der 5,2 Millionen NorwegerInnen haben letztes Jahr mindestens ein Buch gelesen – 38% sogar mehr als 10 Bücher. So viel Lust auf Geschichten, so viel Neugierde, davon wollen wir uns alle in 2019 eine Scheibe abschneiden!

Die Entscheidung für Norwegen als Gastland fiel bereits 2016, erzählt Margit Walsø, Direktorin von NORLA – Norwegian Literature Abroad. Seitdem erlebt norwegische Literatur weltweit einen Boom. Heute sei die Zahl der norwegischen Bücher, die in andere Sprachen übersetzt seien, 5x so hoch wie vor zehn Jahren. Und wir sprechen hier von insgesamt 44 Sprachen!

Halldor Gudmunsson, Projektmanager des norwegischen Ehrengastauftritts, hebt anschließend hervor, dass bereits 200 Bücher im Kontext des Guest-of-Honour-Projektes übersetzt worden seien. Er betont in diesem Zusammenhang die zentrale Rolle des Buchhandels und erzählt, dass NORLA in Vorbereitung der Frankfurter Buchmesse bereits viele BuchhändlerInnen nach Norwegen eingeladen hat.

Um uns Lust auf mehr zu machen, kommen in der Pressekonferenz drei norwegische SchriftstellerInnen von Rang und Namen zu Wort – sie sind heute die eigentlichen BotschafterInnen des Guest-of-honour-Projektes: Erling Kagge, Maja Lunde und Linn Ullmann. Sie alle halten ein Plädoyer auf die Kraft einer guten Geschichte, auf das gedruckte Buch, auf die Langsamkeit des Bücherlesens. „Langsamkeit ist zum Privileg geworden“, sagt Kagge. „Wir brauchen es, einander Geschichten zu erzählen; wir erzählen Geschichten, um zu leben“, sagt Ullmann. Und Maja Lunde, die in Norwegen vorrangig als Kinder- und Jugendbuchautorin bekannt ist, betont in der nachfolgenden Diskussionsrunde, dass auch Kinder ernsthafte Themen lesen wollen und dass ihre Bücher mehr Fragen aufwerfen als Antworten geben, aber immer auch Hoffnung vermitteln.

Drei Tage lang verfolge ich nach dieser Pressekonferenz live die Veranstaltungen, die Norwegen auf der diesjährigen Buchmesse platziert hat, um schon einmal eine Duftmarke zu setzen und sich als Gastland auf der Frankfurter Buchmesse 2019 zu positionieren. Es ist ein gelungener Auftakt. Konkret und ehrlich, poetisch und intensiv. Kein Autorenhopping, sondern vertiefende Gespräche – unter anderem von Thomas Böhm, Projektkoordinator bei NORLA, leidenschaftlich moderiert. Seine Begeisterung leuchtet mit den Farben seines Anzugs um die Wette. Doch das ist schon ein neuer Blogpost…