Alle Artikel mit dem Schlagwort: Bookcrossing

Literaturstadt Oslo – Lesereise Teil 3

Meine dritte Woche in Oslo hat mich gedanklich weit in die Zukunft katapultiert und mich auf der anderen Seite mit einer Vergangenheit konfrontiert, über die ich viel zu wenig weiß und die uns allen hier und heute angesichts vieler grausamer Kriege auf der ganzen Welt ein Mahnmal sein muss. Lest selbst:

1.
The Future Library – Framtidsbiblioteket in Oslo

Am Tag nach der Verkündung des Literaturnobelpreisträgers erreichte mich eine viel spannendere Nachricht: Der isländische Schriftsteller Sjón wird der diesjährige Autor sein, der ein Werk zur einhundertjährigen Bibliothek der Zukunft hinzufügt. Hva?!? Genau, in Oslo wächst gerade ein ganz besonderes Kunstwerk heran: Einhundert Jahre lang – von 2014 bis 2114 – wird Jahr für Jahr ein(e Schriftsteller/in eingeladen, ein unveröffentlichtes Manuskript einzureichen, das gemeinsam mit allen anderen einhundert Manuskripten bis 2114 unter Verschluss gehalten wird – und zwar in einem speziellen Raum der Deichmanske Hovedbibliotek, die zurzeit neben der Osloer Oper gebaut wird. Erst im Jahr 2114 werden alle 100 Manuskripte erstmalig veröffentlicht – nicht einmal die Initiatorin des Projektes liest sie zu ihren Lebzeiten!

Die schottische Künstlerin Katie Paterson zeichnet verantwortlich für dieses Jahrhundertgemeinschaftswerk, und sie hat sogar schon für das Papier vorgesorgt, welches in nunmehr 98 Jahren für den Druck dieser Bücher benötigt wird, indem sie in der Nordmarka Oslos eintausend Bäume gepflanzt hat. Die Bibliothek der Zukunft ist eines von mehreren „Slow Space“-Projekten im Kontext der Stadtentwicklung rund um Oslos ehemaligem Containerhafen Bjørvika. Ein literaturkundiges Kommittee um Katie Paterson unterstützt bei der jährlichen Auswahl eines/r Schriftsteller/in; im ersten Jahr wurde Margaret Atwood um einen Beitrag gebeten, im zweiten Jahr David Mitchell, jetzt also der isländische Poet Sjón. Ich bin gespannt, welche deutschen und welche norwegischen Autoren/innen vertreten sein werden – soweit ich deren Beteiligung überhaupt noch miterlebe… Die Menschen, die diese Werke der Future Library eines Tages lesen werden, sind heute noch nicht geboren.

Mich beeindruckt dieses Projekt ungemein! Ich kann gar nicht so gut in Worte fassen wie Sjón: „Am I a writer of my times? Who do I write for? How much does the response of the reader matter to me? What in a text makes it timeless? And for some of us it poses the hardest question of all: Will there be people in the future who understand the language I write in?“ (Quelle: futurelibrary.no)

oslo-framtidsbiblioteket

2.
55pluss – Norwegens neue Zeitschrift

55plus Tom EgelandEin Viertel der NorwegerInnen ist heute zwischen 55 und 70 Jahre alt ist. Sie alle bekommen nur die Anfänge wachsenden Framtidsbibliotek (siehe 1.) mit. Dafür gibt es hier und heute extra für sie eine neue Zeitschrift mit hohem literarischen Anspruch. Ich war zufällig beim Launch-Festakt von 55pluss in Oslo anlässlich der zweiten Ausgabe dabei, weil ich auf Facebook davon mitbekommen habe. Und am Abend hab ich dann erfahren, dass es tatsächlich ein reines Facebook-Event war. Und siehe da: Es war voll! Die Zielgruppe ist also via Facebook gut zu erreichen. 😉

Es war ein großartiger Literatur-Abend! Unter anderem haben Tom Egeland und Helene Uri, zwei über Norwegens Grenzen hinaus bekannte AutorInnen, die beide 10 bis 15 Jahren von ihrer Schriftstellerei leben können, sehr offen über ihren täglichen Schreibprozess gesprochen.

3.
Meine Lieblingsschriftstellerin aus Bodø

Elin Åsbakk Lind InterviewEine ganz besondere Freude war es für mich, dass an diesem 55plus-Abend (siehe 2.) auch die nordnorwegische Schriftstellerin Elin Åsbakk Lind aus Bodø angereist war, um ihren ersten Roman vorzustellen. Ihr erinnert Euch vielleicht, dass ich erst vor wenigen Wochen eine von ihren Novellen ins Deutsche übersetzt habe: „Wortlos“.

Es war richtig schön, Elin persönlich kennen zu lernen und an diesem Abend ein bisschen mit ihr zu plaudern – und jetzt bin ich natürlich fix gespannt auf ihren Roman „Punktum midt i en vakker setning“, der übrigens auf den Lofoten spielt.

elin-asbakk-lind-punktum-midt-i-en-vakker-setning

4.
Ein Widerstandskind erzählt

motstandsbarn-lykkenborgMotstandsbarn – Widerstandskind. Ich kannte das Wort bis zu diesem Abend (wir sind immer noch beim Festakt von 55pluss – siehe 2.) nicht. Dann kam Liv Riktor Lykkenborg auf die Bühne und erzählte von ihrer Kindheit in Oslo. Sie war drei Jahre alt, als der Krieg nach Oslo kam – genauer: als die Deutschen Oslo besetzten. Sie war sechs, als ihr Vater als Widerstandkämpfer inhaftiert wurde. Ihre Mutter musste nun allein die fünf Kinder durchbringen. Und als der Vater Jahre aus der Gefangenschaft kam, war zwar der Krieg vorbei, doch die Auswirkungen auf die Psyche aller Betroffenen waren katastrophal. Er misshandelte seine Kindern, schlug insbesondere Liv. Frieden gab es für das Mädchen nicht. Und so kämpft sie bis heute mit den Folgen ihrer traumatischen Kindheitserlebnisse.

Sehr behutsam wurde Liv Riktor Lykkenborg von ihrem Lektor interviewt, sie musste oft innehalten und schlucken. Vor Publikum so konkret über ihr Trauma zu sprechen, fiel ihr sichtlich nicht leicht. In der Pause kaufte ich mir spontan ihr Buch „Motstandsbarn. Med fars krigsinnsats i bagasjen“. Es wird mich Kraft kosten, es zu lesen. Doch wenn es um die psychischen Auswirkungen von Krieg auf Kinderseelen geht, müssen wir alle raus aus unserer Komfortzone und hinsehen und zuhören!

5.
Deichmanske Språkkafè

Ich wünsche es einem so hochaktuellen Buch wie „Motstandsbarn“ (siehe 4.), das es ins Deutsche übersetzt wird. Gleichzeitig finde ich es wichtig, es im Original lesen zu können. Meine Freundin Sarah hat es vor kurzem auf den Punkt gebloggt: „Languages give you new ideas because they offer you the capacity to see and explore issues that might otherwise never have become apparent.“ (cam.ac.uk)

Die öffentliche Bibliothek Deichmanske leistet in Oslo großartiges, wenn es um die Vermittlung des Norwegischen geht. Täglich gibt es in mindestens zwei Filialen ein zweistündiges kostenfreies Sprachtraining, mal vom Roten Kreuz organisiert, mal von Freiwilligen (oft pensionierte LehrerInnen) der Deichmanske Filialen. Jedes Mal sitzt an jedem Tisch mindestens einE freiwilligeR SprachtrainerIn, der die Runde aus 4 bis 8 Personen anleitet, Vokabeln erklärt, freundich korrigiert und vor allem: zum Sprechen ermuntert. Der Andrang ist groß, nicht immer finden ale einen Platz, denn die Räumlichkeiten fassen meistens nur so rund 30 Menschen, die seit mehr oder weniger vielen Monaten bzw. Jahren in Norwegen leben, arbeiten oder Arbeit suchen und vor allem: die Sprache lernen wollen. Ich bin in den vergangenen drei Wochen schon häufig dabei gewesen und habe tolle Menschen aus der ganzen Welt kennen gelernt!

Oslo Deichmanske

6.
Bookcrossing Community Treffen

Apropos: Endlich habe ich mal echte BookcrosserInnen kennen gelernt! Jeden zweiten Donnerstag im Monat gibt es ab 17 Uhr bei LaBaguette im Osloer Hauptbahnhof ein offenes Treffen für alle, die Lust haben, Bücher nicht nur anonym weiterzugeben, sondern auch mal ein bisschen mit anderen Leseratten zu plaudern. Es war richtig spannend an diesem Abend, denn es war auch eine dabei, die schon mehrfach am NaNoWriMo teilgenommen hat. Das hab ich ja auch noch auf meiner Bucket List!

Oslo bookcrossing sone La Baguette

7.
Die Straßenzeitung von Oslo

oslo-gatemagasinetSeit 2005 gibt es =Oslo, die Straßenzeitung, die monatlich von rund 500 registrierten Verkäufer/innen an durchschnittlich 30.000 LeserInnen verkauft wird. Vor ein paar Tagen habe ich auch endlich ein Exemplar gekauft, mit nem „hundrelappen“, wie dieser Geldschein auf norwegisch heißt, wovon die Hälfte beim/bei der Verkäufer/in bleibt. Ich mag das Konzept und lasse mich immer wieder gern von den persönlichen Geschichten beeindrucken, wenn Menschen sich aus der Scheiße arbeiten, weil sie mit der Zeitung in der Hand als registrierte Vekäufer/innen endlich wieder ein Stück Selbstwertgefühl gewinnen, eine sinnstiftende Tätigkeit und eine unterstützende Community.

*

Literaturstadt Oslo – Lesereise Teil 2

Hier kommt mit etwas Verspätung mein Wochenrückblick Nr. 2 auf mein literarisches Oslo. Was soll ich sagen: Oslo hat mich lieb. Die Sonne lächelte die ganze Woche lang, bis auf heute am Sonntag. Für solche Sonntage wurde zum Glück das Buch erfunden! 🙂

1.
Deichmanske bibliotek in Gründerløkka

Wenn ich aus meinem Fenster schaue, sehe ich die folkebibliotek meines Viertels. Ich bin überrascht, dass sie auch sonntags geöffnet hat, immerhin von 12 bis 16 Uhr. Das Büchereiwesen in Norwegen ist sowieso einzigartig: JedeR mit einer Meldeadresse in Norwegen hat Anspruch auf eine kostenlose nationale Ausleihkarte, die in 2.500 Biblioteheken im ganzen Land gültig ist!

Oslo Deichmanske bibliotek Gründerløkka

Ich habe den regnerischen Sonntagnachmitag hier verbracht, gemeinsam mit vielen anderen, die in Ruhe Zeitung gelesen, ein gutes Buch aus dem Regal gegriffen oder einen der vielen Rechner mit kostenlosem Internetzugang genutzt haben. Die Bedeutung dieser Institution, über die ich vor kurzem auf norwegisch gebloggt habe, ist mir wieder einmal sehr bewusst geworden! Volksbibliotheken bieten schlichtweg einen niedrigschwelligen Zugang zu allem, was eine Kultur ausmacht. Sie sind als physisch existente Räume mit physisch existenten Büchern und Zeitschriften auch im digitalen Zeitalter wichtig. Zum Beispiel: Jeden Montag nehme ich hier im ersten Stock an einem kostenlosen Sprachtraining teil, das vom Roten Kreuz organisiert wird und von dem ich nächste Woche mehr erzähle…

2.
Vår Frelsers Gravlund

Dieser Friedhof zwischen Grünerløkka und Bilsen wurde 1808 angelegt und entwickelte sich schnell zur letzten Ruhestätte des Großbürgertums. Hier fndet man unter anderem die Gräber von Ivar Andreas Aasen (dem Begründer des Nynorsk), vom in Norwegen in Ungnade gefallenen Literaturnobelpreisträger Henrik Ibsen sowie das Grab von Bjørnstjerne Bjørnson, von dem der Text für die norwegische Natinalhymne stammt.

oslo-frevlers-gravlundAber es gibt unter den rund 4.500 Grabsteinen auf dem Vår Frelsers Gravlund auch tausende, die kleine, persönliche und Geschichten erzählen: Dieser Knirps hier ist nicht einmal drei Jahre alt geworden ist, sein Grabstein jedoch steht seit fast hundert Jahren und steht und steht und steht… Warum? Weil die Kommune Oslo entschieden hat, dass alle Grabsteine auf dem Vår Frelsers Gravlund erhaltenswürdig sind, unabhängig ob die Laufzeit für ein Grab ausgelaufen ist.

Es ist zwar auch heute noch möglich, auf diesem Friedhof ein Grab zu bekommen und hier beerdigt zu werden, jedoch nur unter einer Bedingung: Der alte Grabstein darf nicht durch einen neuen, modernen Stein ersetzt werden, sondern muss abgeschliffen und neu beschriftet werden. Davon hab ich vorher noch nie gehört. Ein bemerkenswertes Konzept! Und ein wunderschöner Friedhof!

3.
Toril Moi und Vigdis Hjorth im Gespräch

In diesen Tagen tobt in der norwegischen Presse eine heiße Debatte um die moralischen Grenzen der so genannten Wirklichkeitsliteratur, also solcher Romane, denen erklärtermaßen das Leben des/r Schriftstellerin als „Rohmasse“ zugrunde liegt. Die Literaturkritiker/innen sind sich nicht einig, ob Vidgis Hjorth mit ihrem neuen Roman „Arv og miljø“ zu weit gegangen ist, weil sie angeblich durch den Roman ihrem eigenen Vater, der vor wenigen Jahren gestorben ist, quasi indirekt eine Straftat anhängt. Herregud! Ich hätte nicht gedacht, dass es im Jahr 2016 möglich ist, mit dem Thema Inzest, verarbeitet in einem Roman, für solche Aufregung zu sorgen! Es gibt tatsächlich Kulturredakteure, die die Schriftstellerin jetzt frontal angehen und zu ihr sagen, sie müsse jetzt Butter bei die Fische geben, ob sie wirklich von ihrem Vater missbraucht wurde. Ja, und wenn nicht? Darf sie dann keinen Roman zu diesem Thema schreiben und dafür keine Figur erfinden, die Ähnlichkeiten mit ihrem eigenen Vater hat? Auf wen soll hier eigentlich Rücksicht genommen werden? Und aus welchen Gründen? Letztlich ist es Vigdis Hjorth aufs Beste gelungen, genau die Mechanismen aufzuzeigen, wie Tabus entstehen – sie scheint selbst ein wenig überwältigt davon, wie gut ihr das gelungen ist.

Oslo litteraturhuset Vigdis Hjorth og Toril Moi

Umso weniger verwundert es, dass das Literaturhaus an diesem Abend Anfang Oktober – rappelvoll ist: Die Schriftstelerin unterhält sich mit der international erfolgreichen Literaturwissenschaftlerin Toril Moi über ihren neuen Roman. In allen verfügbaren Räumen des Hauses wird das Gespräch aus dem Hauptsaal auf Leinwänden live übertragen, auch ich sitze in einem solchen Raum (darum ist das Foto auch so eigenartig schief, weil ich so schräg vor der Leinwand saß). Es war eine sehr kluge Diskussion. Ich möchte noch in Ruhe darüber bloggen.

Und ich bin seit diesem Abend mehr denn je ein großer Toril-Moi-Fan. Denn obwohl mich diese Literaturwissenschaftlerin mit all ihren Schriften zu Feminsit Theoy und Gender Studies durch mein ganzes Germantsik-Studium begleitet hat, habe ich nie – bis heute – wahrgenommen, dass sie ja Norwegerin ist! Und so werde ich mich jetzt durch ihre Texte lesen, die sie in ihrer Muttersprache veröffentlicht hat. Jeg gleder meg!

4.
Buchmesse der Norsk Antikvarbokhandlerforening

Auf eine Antiquariatsbuchmesse zu gehen, ist ein bisschen wie eine Wal-Safari. Du weißt nicht, ob Du überhaupt etwas von dem zu sehen bekommst, was Du begehrst, musst Geduld haben und seeeeeehr genau hinehen. 😉

In den Kellerräumen des Litteraturhuset fand an diesem Wochenende die Buchmesse der norwegischen Vereinigung der antiquarischen Buchhandlungen statt. Um den Raum voll zu bekommen, waren auch einige schwedische Antiquariate vertreten.

Oslo bokmesse Regine NormannIch hatte tatsächlich ein Ziel: Ich wollte ein Buch von Regine Normann (1867 – 1939) ergattern. Sie war Norwegens erste nordnorwegische Schriftstellerin, die es Anfang des 20. Jahrhunderts zu nationalem Erfolg gebracht hat. In zwei Antiquariaten in Oslo war ich bereits und habe nach einem Normann-Buch gefragt, ohne Erfolg. Jetzt hieß es also an jedem Stand, geduldig die Lücken abzupassen, wenn einE andereE JägerIN bereit war, zur Seite zu treten und mich bis ans Bücherregal vorzulassen. Ich fand dabei übrigens auch ein Buch von Toril Moi auf norwegisch (das über Simone de Beauvoir) – und ließ es stehen, weil ich ahnte, dass ich mein Geld zusammen halten musste, wenn ich mir ein wirklich altes Buch leisten wollte…

Ich drehte zwei Runden und sah beim zweiten Durchgang noch einmal genauer hin. Und da war es: Regine Normann. Det gråner mot høst. Nordlandsagn. Aschehoug Forlaget, Oslo 1930. Makellos. 600 Kronen. Ich werde die nächsten Tage wieder nur Kartoffelbrei essen.

5.
Bookcrossing in Oslo

Nächstes Jahr Ende April treffen sich die Bookcrosser aus der ganzen Welt in Oslo – ich freu mich riesig darauf! Bookcrossing.com zu nutzen, das ist, als ob man ein Buch (das man besitzt und gern gelesen hat) wie freiheitsliebendes Tier wieder in die freie Wildbahn entlässt, jedoch mit einem Chip versehen – in diesem Fall eine auf bookcrossing.com registrierte Nummer – in der Hoggnung, irgendwann einmal eine Nachricht zu bekommen, ob es heil irgendwo angekommen ist und wer es jetzt liest und hoffentlich auch wieder weiter gibt. Es gibt Bookcrosser, die warten fünf Jahre und länger auf ihre erstes Feedback auf ein feigelassenes Buch (und zugegebenermaßen warte auch ich immer noch auf meine erste Nachricht…). Umso größer ist dann die Freude!

Bookcrosser lassen Bücher überall frei, lassen sie zum Beispiel beiläufig auf einer Parkbank liegen, in eine Schutzhülle gewickelt, und überlassen alles weitere dem Zufall. So entstehen die schönsten Geschichten. Und es gibt offizielle Bookcrossing Zonen, also öffentliche Bücherregale, die auf bookcrossing.com registriert sind. In Oslo gibt es zwei davon, eine ist noch recht neu, und die zeige ich Euch heute:

Oslo - offizielle Bookcrossing Zone

Dieser Bücherkoffer steht im Jugeninformationszentrum „UNGInfo“ in der Møllergata 3 im Zentrum von Oslo und ist leider nur in den Öffnungzeiten (werktags 11-17 Uhr, samstags 12-17 Uhr) zugänglich. Ich bin ja nun mittlerweile weit über 27 Jahre alt (und bis zu diesem Alter stehen allen die Angebote des UNGInfo offen), aber selbstverständlich hat niemand was dagegen, wenn auch „Erwachsene“ reinkommen und in dem Bücherkoffer stöbern. 😉

6.
Språkkafè und Suppekurs mit Cecilie Lønn im Mestizo

Es gibt eine sehr gute Lehrbuchreihe fürs Norwegische, die von Cecilie Lønn verfasst wurde, welche – wie der Zufall es will – in Oslo lebt. Ich glaube, Cecilie ist im Herzen halb Lehrerin und halb Schriftstellerin, denn sie schreibt stilistisch und inhaltlich sehr besondere Texte, die sich in meinen Augen von den üblichen oft recht klischeehaften und plumpen Lehrtexten unterscheiden.

Ich habe das große Glück, dass ich im September und im Oktober an ihrem „Suppekurs“ teilnehmen konnte/kann: Einmal im Monat lädt Cecilie samstags ein, einen ihrer tauschfrischen, bis dato unveröffentlichten Texte (Niveau B2/C1) mit ihr durchzugehen – und in der Pause sehrviert ihr Mann, ein Spanier, eine Suppe. Wo? In deren eigenem Sprach- und Kulturzentrum Mestizo, das obendrein auch noch ein offenes Café ist, in dem abends Live-Musik gespielt wird!

oslo-sprakkafe

Jeden Mittwoch Abend ab 19 Uhr bietet Cecilie Lønn zusätzlich ein kostenfreies Språkkafè an. Das Prinzip ist so einfach wie genial: Es kommt wer will, Cecilie sortiert die Tische nach Sprachniveau, teil eine Vokabelliste aus und lässt die Menschen an den Tischen auf norwegisch einander diese Wörter erklären. Das ist eine sehr effektive Methode, den eigenen Wortschatz zu trainieren und eine Gruppe zum Sprechen zu bringen. Das Gute ist zudem, dass selten Menschen mit der gleichen Muttersprache an einem Tisch sitzen.

7.
Oslo twittert

Wer mich kennt, weiß, dass ich seit über sieben Jahren leidenschaftlich gern twittere – seit einiger Zeit sogar auf norwegisch, und zwar mit meinem Zweitaccount @byskribent (= Stadtschreiberin). Und so ist es für mich ganz natürlich, mir eine Stadt per Twitter zu erschließen. Und siehe da: Gefühlt twittert halb Oslo – darunter beispielsweise Gry Berg-Enger, die täglich begnadet schöne Fotos veröffentlicht.

 

Und auch meine aktuellen Lieblingsschriftsteller/innen, die in Oslo leben und über deren neueste Bücher ich bereits – auf norwegisch – gebloggt habe, sind auf Twitter vertreten: Mattis Øybø, Birgit Alm, Marita Hansen (verlinkt habe ich hier ihre jeweiligen Reaktionen auf meine Rezensionen ;-). Sobald ich meine Twitter-Liste mit einem Best-of-Oslo zusammengestellt habe, verlinke ich sie hier, versprochen!

#litteraturnorge 2017 – norwegische Literatur live erleben

So viele spannende Veranstaltungen rund um norwegische Literatur stehen im nächsten Jahr auf meiner Reisewunschliste. Hier gebe ich einen Überblick über meine bisherigen Recherchen (letztes Update: 12.09.2016):

BookCrossing Convention Oslo

bookcrossing-logo2_side_1Wann: 21.-23. April 2017
Wo: Oslo

Was: Einmal im Jahr – an einem Wochenende im April – kommen BookCrosser aus der ganzen Welt zusammen – welch schöner Zufall, dass dieses Treffen nächstes Jahr ausgerechnet in Oslo stattfindet!

Eine großartige Gelegenheit für mich, endlich einmal andere kennen zu lernen, die ihre Bücher über die Plattform bookcrossing.com tauschen oder auf diese Weise ihre Bücher an öffentlichen Orten in die freie Wildbahn entlassen, um gebannt darauf zu warten, von der Finderin eine Nachricht zu bekommen und online nachzuverfolgen, wohin das Buch reist.

Es gibt viele spannende Aktionen bei einer solchen Convention, vom Büchertisch mit hunderten von Büchern zum Mitnehmen bis hin zu Autorenlesungen. Und da vor allem norwegische BookCrosser da sein werden und norwegische Autorenlesungen stattfinden, läuft das Ganze für mich unter #litteraturnorge 2017.

Website: bcoslo.wordpress.com

Norsk litteraturfestival, Sigrid Undset-dagene

litteraturfestivalWann: 30. Mai – 4. Juni 2017
Wo: Lillehammer

Was: Seit 1995 in Lillehammer – mit Lesungen, Diskussionsrunden, Ehrungen, Wettbewerben – Events jeglicher Art rund um norwegische und internationale Literatur!  Das größte Literaturfestival des Nordens, bei dem ich im nächsten Jahr wirklich gern dabei wäre, zumal ich Lillehammer noch nicht kenne!

Website: litteraturfestival.no

Reginadagan

reginedaganWann: 28.-30. Juli (voraussichtlich, Termin steht noch nicht fest)
Wo: Bø (Vesterålen)

Was: Zu Ehren der norwegischen Schriftstellerin Regine Normann (1867-1939), die in Bø geboren ist und sich Vesterålen immer sehr verbunden fühlte, finden diese Reginetage statt. Im Mittelpunkt stehen ihre Märchen und Sagen, mit denen sie in Norwegen sehr bekannt ist – sie gilt als H.-C. Andersen Norwegens, ihre Märchen sind Unterrichtsstoff in der norwegischen Grundschule.

Mich fasziniert insbesondere ihr Frühwerk – Romane mit sozialkritischem Unterton – sowie das bewegte Leben der Autorin, der es als erste Frau aus Nordnorwegen gelang, schriftstellerische Erfolge von nationaler Bedeutung zu feiern. (Mehr Infos gibt es auf der Website der Literaturwissenschaftlerin und Historikerin Liv Helene Willumsen, die intensiv zu Regine Normann geforscht hat.)

Fester Programmpunkt der Reginadagan sind Wanderungen zur und Lesungen in der Sinahula, einer Höhle in der Nähe von Eidet (Vesterålen), in der Regine Normann in den Jahren ihrer ersten Ehe heimlich geschrieben und ihre Werke vor ihrem Ehemann versteckt hat.

Website: reginedagan.no

Bokbloggerprisen

bjornsonfestivalen-logoWann: ein Wochenende ca. Mitte September (Termin steht noch nicht fest)
Wo: Oslo

Was: Gerade wurde in Norwegen der Buchbloggerpreis 2015 vergeben, schon in wenigen Monaten, ab 1. Januar 2017, geht es in die nächste Runde – und ich will versuchen, mich bis dahin als Buchbloggerin zur aktiven Teilnahme an den Nominierungen und Abstimmungen zu qualifizieren.

Der Bokbloggerprisen ist in Norwegen sehr anerkannt und erfährt auch in den klassischen Medien und seitens der etablierten Verlage große Aufmerksamkeit.

Zusammen mit der preisverleihung findet nämlich auch das jährliche Buchbloggertreffen statt, bei dem ich gern dabei wäre. Zurzeit stelle ich übrigens eine Blogroll meiner liebsten norwegischen Buchblogger/innen zusammen, die ich Euch in Kürze vorstellen kann.

Website: norskebokbloggere.wordpress.com

Göteborg Buchmesse

Wann: Wochenende Ende September (Termin steht noch nicht fest)
Wo: Göteborg (Schweden)

Was: Seit 1985 findet die jährliche Buchmesse in Göteborg statt – mit mittlerweile über 800 Ausstellern und 100.000 Besucher/innen. Warum ich überhaupt auf diese Messe aufmerksam wurde? Weil ich versuchte, in diesem Jahr zu dem Termin ein Hotelzimmer in Göteborg zu buchen und mich wunderte, warum ganz Göteborg ausgebucht ist… Dieses Jahr reise ich also nicht über Göteborg nach Olso, dafür plane ich fürs nächste Jahr einen Messebesuch ein und buche rechtzeitig!

Website: bokmassan.se

Ordkalotten

ordkalotten_logoWann: Eine Woche im September oder Oktober (Termin steht noch nicht fest)
Wo: Tromsø

Was: Seit dem Jahr 2000 findet im September oder Oktober das Ordkalotten – Tromsø internasjonale litteraturfestival statt. Ein besonderes Augenmerk legt das Festival auf die Dreisprachischgeit des Nordens (norwegisch, samisch und kvenisch) und bezieht auch die Nachbarländer Schweden, Finnland, Russland, Island und Kanada mit ein.

In diesem Jahr verpasse ich das Literaturfestival leider knapp, weil ich bis Ende Oktober in Oslo weile und erst im November wieder nach Tromsø reise – aber nächstes Jahr bin ich dabei!

Website: ordkalotten.wordpress.com/

Nordische Literaturtage

nordische-literaturtage-logoWann: ein Wochenende Ende November (Termin steht noch nicht fest)
Wo: Hamburg

Was: Alle zwei Jahre wird im Hamburger Literaturhaus dänisch, finnisch, isländisch, norwegisch und schwedisch gesprochen. Seit 1986 gibt es die Nordischen Literaturtage in Hamburg, im nächsten Jahr bereits zum 16. Mal. Im Mittelpunkt steht ausgewählte Gegenwartsliteratur aus dem Norden, eingeladen werden Schriftsteller/innen aus allen fünf skandinavischen Ländern. Das Festival findet in Kooperation mit den Konsulaten der nordischen Länder und der Kulturbehörde Hamurg statt.

Website: literaturhaus-hamburg.de/content/nordische-literaturtage

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Ein Überblick über alle Literaturfestivals in Norwegen findet sich auf litteraturfestival.no/en/the-festival/norwegian-literature-festivals

Welche Veranstaltungen rund um Literatur aus Norwegen könnt Ihr mir persönlich empfehlen? Ich freue mich auf einen Hinweis per Kommentar!

Den ganzen November in Tromsø? Unbedingt, weil…

Den November (mindestens den November…) werde ich 344 Kilometer nördlich vom Polarkreis verbringen – und zwar in Tromsø. Warum? Es gibt soooo viele tolle Gründe, genau zu der Zeit an diesem Ort zu sein. Und zwar:

Det viktigste på norsk: Fra begynnelsen av November finner dere meg i Tromsø - med mange prosjekter: Jeg vill prøve urban sketching i mørketiden, feire verdens nordligste pridefestival, oppleve Kari Bremnes live at The Edge og treffe folk på strikkekafé i folkebiblioteket og andre steder som jeg må ennå finne ut... Har dere noen anbefalinger?

1. Urban Sketching im Alltag der Polarnacht

Von 6,5  Stunden Tageslicht auf Null in unter 28 Tagen – wow! Am 1. November geht die Sonne in Tromsø um 8.13 Uhr auf und um 14.43 Uhr unter. Das sind also immerhin noch 6,5 Stunden Tageslicht, doch dann geht alles ganz schnell: Zwei Wochen später sind es nur noch 4 Stunden und am 26. November geht die Sonne in Tromsø ein letztes Mal um 11.04 Uhr auf und um 11.57 Uhr unter – das nächste Mal dann erst wieder Mitte Januar… (Zum Vergleich: In Hamburg verringert sich die Spanne zwischen Sonnenauf- und -untergang im November gerade einmal um 1,5 Stunden – von 9,5 auf 8 Stunden).

Ich freue mich auf Slow Travel, aufs Verweilen und aufs Eintauchen in einen Prozess der allmählichen Verdunkelung – mal schaun, was das mit mir und vor allem mit meinen Urban-Sketching-Versuchen macht… Die Zeichnung unten ist noch von einem Foto inspiriert, im November geht’s dann mit dem Skizzenblock auf die Straße.

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Storgata in Tromsø (eigene Zeichnung nach einem Foto)

Ich bin gespannt, ob ich auf andere Urban Sketchers in Tromsø stoße. Die Community scheint sich dort so langsam zu finden, ein erstes Treffen fand wohl im Juni statt.

Und die Plarlichter? Ja, da sag ich nichtnein, wenn ich sie zu sehen bekommen, doch seit ich Geoff Dyer gelesen habe, bin ich mit solch flüchtigen Reosezielen vorsichtig geworden… 😉 Mich intereesiert viel mehr der Alltag der Polarnacht.

2. Das einwöchige Festival „Tromsø Arctic Pride“

Ist es denn zu fassen! Die TromsøerInnen feiern ihren Christopher Street Day im Winter! Und beanspruchen damit einen weiteren „Nordlichste-XY-der-Welt“-Rekord für sich.

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Pride Parade in Tromsø im November 2015

2015 hatte die Pride Parade in Tromsø Premiere (queer.de berichtete), die VeranstalterInnen zählten stolze 320 TeilnehmerInnen  (siehe Foto).

In diesem Jahr gibt es gleich eine ganze Woche lang Programm, und zwar vom 7. bis zum 13. November 2016. Und die Facebook-Seite hat jetzt schon über tausend Fans…

3. Kari Bremnes, Strikkekafé og mer

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Kari Bremnes singt (eigene Zeichnung)

Einmal habe ich Kari Bremnes in Hamburg bereits live erlebt. Als ich jetzt mit meiner Reiseplanung begann, konnte ich mein Glück kaum fassen, dass es für ihr Zusatzkonzert in Tromsø noch Karten gab. Die norwegische Sängerin ist auf den Lofoten geboren und groß geworden, ihre Herbsttour durch Nord-Norwegen ist also ein Heimspiel.

Außerdem freue mich darauf, in der Folkebiblioteket an den wöchentlichen Treffen im Strikkekafé (Strick-Café) teilzunehmen. Gemeinsam stricken und dabei von einem Kollegen der Bücherei etwas vorgelesen bekommen – welch wunderbare Idee, um eine Stadtbibliothek als sozialen Treffpunkt zu nutzen! Als leidenschaftliche Sockenstrickerin bin ich sehr gespannt darauf, auf diese Weise Anschluss in einer fremden Stadt zu bekommen.

Und ich hoffe, dass die Folkekjøkken in der Zeit, in der ich vor Ort bin, ein öffentliches Essen aus geretteten Lebensmitteln zubereitet. Außerdem bin ich gespannt, wie sich die weitere Nutzung des seit kurzem leerstehenden Bykiosk im Viertel Skansen entwickelt. (Mit der Bymisjion stehe ich im E-Mailkontakt, ob nicht ein öffentlicher Bücherschrank mit Bookcrossing-Zone oder gar ein kleiner Umsonst-Laden dort Einzug halten könnte.)

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Habt Ihr noch  Tipps für meinen November in Tromsø? Ich ergänze die gern auf meiner Liste. Und natürlich gibt es dann hier im Blog ab Anfang November auch eine Live-Berichterstattung aus der nördlichsten Stadt der Welt.

doerte-tromsoe-april-2014

Bookcrossing in Hammerfest

Kanskje den nordligste Bookcrossing sone av verden?

Jeg har funnett denne byttebokhylle på Gjenreisningsmuseet i Hammerfest. I Juni 2016 var hyllen fullt med gode bøker men desverre uten bok med registrering på Bookcrossing.com. Liekevel: For et funn! 😉 >> Se her på Google Maps.

Bookcrossing-Gjenreisningsmuseet-Hammerfest

Die vielleicht nördlichste Bookcrossing Zone der Welt?

Ein besonderes Fundstück für meine Sammlung öffentlicher Bücherschränke in Norwegen: Im Eingangsbereich des Wiederaufbaumuseums (Gjenreisningsmuseet) in Hammerfest bin ich im Juni 2016 dieses gut gepflegte Tauschbibliothek gestoßen. Ein auf Bookcrossing registriertes Buch habe ich darin jedoch leider, leider nicht entdecken können.

>> Hier auf Google Map zu finden: https://goo.gl/maps/SYia74k9TfK2