Nicht wirklich am Ende, eher am Zipfel der Welt liegt Litløy Fyr. Dieses Inselchen im Atlantik vor der Küste Norwegens lässt sich weder einfach, noch schnell, also auf gar keinen Fall „beiläufig“ erreichen.
HILF ELENA beim Erhalt des Leuchtturms – so sicherst Du Dir exklusive Infos und die Chance auf eine Nacht auf der Trauminsel!
Um auf die kleine, den Vesterålen vorgelagerte Insel zu gelangen, bedarf es einer gewissen Planung oder besser: inneren Vorbereitung – getreu meinem Motto „Jede Reise beginnt im Kopf“. Gefunden habe ich Litløy Fyr auf der Plattform WWOOF Norway, als ich mich vor etlichen Monaten im Internet nach Orten zum nachhaltigen Leben und Arbeiten für eine persönliche Auszeit umschaute. Da ich bereits einen Flug nach Tromsø für einen zweiwöchigen Urlaub gebucht hatte, lag es für mich relativ „nahe“, im August auf der Insel mit nicht viel mehr als einem Leuchtturm „vorbeizuschauen“, nicht zuletzt um herauszufinden, welche Rolle dieses Fleckchen Erde in meinem Leben spielen wird.
Es gibt genau drei Möglichkeiten, sich auf der Insel aufzuhalten:
- als eine/r von vier Volonteers (freiwillige Helfer/innen) gegen Kost und Logis (im Bootshaus) für idealerweise 3 Monate (mindestens 1 Monat)
- als Übernachtungsgast mit Vollpension in einem der 2 Doppelzimmer im Leuchtturmwärterhaus
- als Tagesgast, bei der die Überfahrt im Schnellboot individuell zu vereinbaren ist
Meine Anreise von Tromsø aus verlief in folgenden Etappen: Hurtigruten-Fährfahrt nach Sortland auf den Vesterålen (11h), Busfahrt nach Steine in Bø (1h 35 min) , Überfahrt mit Elenas Schnellboot (15min). Nicht weiter verwunderlich, dass ich nicht nur als Tagesgast kam, oder? Ich blieb drei Nächte – und komme wieder!
Es war durchaus eine famose Erfahrung, Lytløy Fyr als „Hotelgast“ zu erleben – Elena versteht es, mit Eleganz und Rafinesse ein wirklich exquisites Ambiente mit liebevollen Details zu kreieren – und dabei bleibt alles „down to earth“ wie beispielsweise die blühende Minze als dekorativer Blumenstrauß in der kleinen Bibliothek, dem Aufenthaltsraum im Gästebereich.
Dazu kommt die überaus warmherzige Aufmerksamkeit der Gastgeberin, die sich zum Beispiel darin ausdrückt, dass es ihr gelingt, unsichtbar im Hintergrund zum genau richtigen Zeitpunkt den Ofen in der Bibliothek anzuheizen und die Kerzen zu entzünden. Oder dass sie mir zwischendurch ein paar frisch gepflückte Erdbeeren anbietet, als sich unsere Wege kreuzen. Übrigens ziehen ihre Volonteers regelmäßig über die kleine Insel (einmal rum in eineinhalb Stunden), um frische Beeren und Kräuter zu sammeln.
Überhaupt das Essen! Ich habe in meinem Leben (!) noch nicht so gut gegessen wie in diesen drei Tagen auf Litløy Fyr. Jede (!) Mahlzeit war ein Gedicht aus selbst angebauten oder gefundenen Gemüsen, Kräutern und Beeren, frisch gefischten Meerestieren, eigens gebackenem Brot und gepressten Saft oder mit Minzeblättern verfeinertem Wasser – und immer höchst ästhetisch angerichtet und serviert. Ein Hoch auf Elene (und natürlich auf Aami, die zu dem Zeitpunkt erst seit einer Woche als Volonteer in der Küche mitwirkt). Ich traue Elenas Küche einen Michelin Stern zu! „Zu viel Arbeit“ winkt sie lächelnd ab, als ich sie darauf anspreche – und spüre, dass sie ihre Befriedigung nicht aus solchen Auszeichnungen zieht.
Nebenbei erwähnt sei an dieser Stelle, dass sich in der Bucht von Litløy Fyr gerne Schwertwale aufhalten – diese fünf Orkas zeigten sich uns zum Lunch auf der Veranda.
Was ist los auf der Insel? Nicht viel und das ist ja das Reizvolle. Eine 40 Meter tiefe Grotte lässt sich erkunden (wozu mir der Mut fehlte) und in eineinhalb Stunden ist man auch schon einmal rum um die Insel (wovon nur die erste Hälfte als gebahnter Weg existiert). Im verglasten Rund des Leuchtturms laden Stühle mit Decken zum abendlichen bzw. nächtlichen Verweilen ein. Es bleibt viel Raum fürs Alleinsein mit der Natur.
Litløy Fyr ist ein Kraftort – das hat auch Elena Hansteensen gespürt, als sie sich entschied, die Insel bzw. genauer gesagt das Gelände auf der Insel mitsamt der Gebäude (der Leuchtturm, das Wärterhaus, das Bootshaus) 2006 zu kaufen. Viel hat sich in den neun Jahren getan, seit sie auf der Insel wirkt. Die Diesel-Generatoren hat sie beispielsweise gegen eine Photovoaltik-Anlage ausgetauscht – und das ist nur ein Element ihrer wachsenden Unabhängigkeit.
Als Journalistin, die viele Jahre in Kriegs- und Krisengebieten gearbeitet hat, weiß Elena aus Erfahrung, dass niemand eine Insel ist, deshalb hat sie sich von Anfang an von freiwilligen HelferInnen unterstützen lassen – doch sie gibt im Gegenzug so viel zurück! Auf ihre einzigartige Art und Weise verwandelt sie die Insel wieder in das, was sie ursprünglich schon immer war: ein Ort, an dem Menschen gerne ankommen und verweilen.
Bis heute erhaltene Steinformationen aus der Steinzeit zeugen vom Aufenthalt von Nomaden auf der Insel – 6000 Jahre ist das her. Im 19. Jahrhundert wurde Litløya sogar der wichtigste Handelsplatz in der Region, den hervorragenden Fischergründen sei dank. Bis in die 1950er Jahre wohnten ganzjährig sogar bis zu 100 Menschen auf der Insel (und weitere 100 auf der kleinen Nachbarinsel). Erst mit der Motorisierung der Fischerboote zogen die Menschen ans Festland (sie konnten jetzt ja schneller größere Distanzen überbrücken und mussten nicht mehr so nah am Fisch wohnen).
Zum traurigen Teil der Inselgeschichte gehört auch die Stationierung von vier deutschen Soldaten im 2. Weltkrieg. Aus dem Stacheldraht, der achtlos zurückgelassen und über die Jahrzehnte ignoriert wurde, schuf Elena unter der Schirmherrschaft von Amnesty International den „Nachdenklichen Globus“, der im Jahr 2011 eingeweiht wurde – ein besonderer Ort der inneren Einkehr…
Elenas nächste Ziele sind der Ausbau des still gelegten Leuchtturms für weitere Übernachtungsgäste sowie der Ausbau des unteren Stockwerks im Wärterhaus, um mehr Tagesgäste bewirten zu können. Neben der tatkräftigen Hilfe von Freiwilligen benötigt sie dafür auch schweres Gerät und viel Material; für die Finanzierung probiert Elena es in diesem Herbst mit Crowdfunding – darüber berichte ich natürlich zu gegebenem Zeitpunk. Die beiden Volonteers, ein Paar aus Spanien, die mit Elena den Film für die Crowdfunding Aktion drehen, kamen übrigens an unserem letzten Tag auf der Insel an. Es hat gut getan, mit diesen beiden herzlichen Menschen zu plaudern, die ganz sicher ein besonderes Video kreieren werden.
PS: In meinem Zimmer hängen übrigens ganz zauberhafte Aquarelle von Tuuli, die seit letztem November für ein ganzes Jahr als Volonteer auf Litløy Fyr weilt. Ich hab sie gefragt, ob ich eines davon in meinem Blog veröffentlichen darf. Ich darf. 🙂 Doch das heb ich mir für einen zweiten Post über Litløy Fyr auf…
[…] Elenas Leuchtturminsel besuchen – „erledigt“ (13.-16. August 2015) […]
Hallo Dörte,
Dein Beitrag über Litløy Fyr hat mir sehr gut gefallen. Ich war im Sommer 2011 mit einer internationalen Gruppe von Couchsurfern, unter denen eine Freundin von Elena war, mal auf der Insel. Es war ein unvergesslicher Eindruck. Auf meiner obigen Seite ist etwas von diesem Besuch wiedergegeben.
Freundlich grüßt,
Hartmut
Hei Hartmut,
lieben Dank für Dein Feedback. Ich hatte gehofft, dass ich Menschen, die bereits dort waren, ein wenig erfreue… 🙂 Was Du über Deinen Aufenthalt schreibst, klingt ja auch ganz wunderbar!
… und ich staune nicht schlecht! Das phantasievoll gestaltete Auto von Lill, das Du in Deinem Post zeigst, hab ich doch glatt kletzte Woche in Vesterålen (in Henningsvaer) fotografiert!!!! Lebt sie dort vor Ort? Ist sie die Freundin von Elena?
Ha de bra!
Dörte
Ja, genau, es war Lill, die diese Tour im Sommer 2011 organisiert hatte. Sie stammt aus der Nähe von Bø (Vesterålen), lebt und arbeitet aber in Førde (Westnorwegen). Sie ist eine Freundin von Elena. Ca. 1x jährlich fährt sie mit ihrer Ente, die auf den Namen Janis hört (bei Facebook „Janis Gammelbil“), in die alte Heimat. 2011 hatte sie diese Tour bei Couchsurfing eingestellt und es fanden sich etwa 11 Mitfahrer. Wir machten die Tour dann mit 6 Autos, es war eine sehr internationale Gruppe, sehr harmonisch und mit viel Spaß. Insgesamt waren wir 8 oder 9 Tage zusammen, davon einige Leute zwei Tage, andere Leute drei Tage auf der Insel.
Nebenbei bemerkt, ich war gerade wieder über drei Monate lang in Norwegen. Mein Reiseleben spielt sich inzwischen in einem Pickup mit Wohnkabine ab. Derzeit nähere ich mich Mittelfinnland von Norden her, habe aber noch gut sechs Wochen Zeit bis zur geplanten Heimkehr. Leider liegt mein Blog seit zwei Jahren brach, zuviel Arbeit damit. Bilder gibt es aber (fast jeden Tag) auf Facebook. Das ist dann Arbeit genug.
Schöne Grüße,
Hartmut
[…] schweres Gerät und Spezialfachkräfte – und das kostet mehr, als sie privat aufbringen kann. Ich war in diesem Sommer auf Litløy Fyr und bin seitdem verzaubert… und bitte Dich, Elena zu unterstützen, weil sie einfach eine […]
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[…] Litløy Fyr (Vesterålen), August […]