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Arctic Pride 2016 – eine regenbogenbunte Woche in Tromsø

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Arctic Pride! Und ich bin live dabei! Seit einer Woche weht vor dem Tromsøer Rathaus die Regenbogenfahne. Dass so etwas nicht selbstverständlich ist, weiß ich aus Hamburg, wo Lesben und Schwule lange darum kämpfen mussten, dass während der CSD-Woche ihre Flagge offiziell auf dem Rathausmarkt gehisst wurde. In Tromsø war dies schon bei der aller ersten Christopher-Street-Day-Aktionswoche ganz selbstverständlich der Fall  – dieses erste Mal fand allerdings auch erst 2015 statt. 😉

Genau, die Tromsø Arctic Pride gibt es dieses Jahr erst zum zweiten Mal. Damit hat Tromsø das nördlichste und sicherlich auch winterlichste CSD-Festival der Welt etabliert. Und was für ein umfangreiches Programm das ehrenamtliche Orga-Team auf die Beine gestellt hat: 30 Veranstaltungen in 7 Tagen, und für jeden Geschmack ist was dabei: schräge Filme und coole Parties, aber auch ernste Diskussionen über die Situation homosexueller jugendlicher Flüchtlinge in Norwegen und höchst informative Vorträge über die nordnorwegische Schwulen- und Lesbengeschichte sowie die neueste norwegische Kinder- und Jugendliteratur mit dem Themenschwerpunkt Homosexualität und Geschlechtsidentität (darüber blogge ich später noch ausführlicher).

Und heute dann als Höhepunkt: die Parade!

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Im letzten Jahr (also beim ersten Mal!) nahmen stolze 320 Menschen daran teil. Das sollte in diesem Jahr natürlich getoppt werden – und das ist mehr als gelungen! Ich selbst habe unterwegs so auf 1.000 Menschen getippt, die im Umzug mitgelaufen sind; die Veranstalter/innen schrieben vorhin im Netz etwas von 1.020 Teilnehmer/innen. Passt. 😉 (Zur Einordnung: Tromsø zählt knapp 74.000 Einwohner/innen.)

Hier kommt meine Fotostrecke von der heutigen Tromsø Artcic Pride Parade 2016:

Sammeln vor dem Einkaufszentrum...
Sammeln um 13 Uhr (eine Stunde vor Sonnenuntergang) vor dem Einkaufszentrum…
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Um kurz nach eins trifft das studentsiche Blasorchester ein und spielt ein erstes Ständchen. Es wird gleich die Parade anführen und die einzige musikalische Untermalung bleiben, denn große Umzugswagen mit dröhnender Musik aus der Dose gibt es hier (noch?) nicht.
Dieser Slogan war weit verbreitet heute. ;-)
„I can’t even think straight“ – Dieser Aufdruck war heute weit verbreitet. 😉
Ich hab noch nicht herausgefunden, um was für eine Organisation es sich hier handelt...
Kvinnefronten.no ist 1971 aus einer Studentenversammlung in Oslo hervorgegangen. Der erste Satz im Programm lautet: „Kvinnefronten er en radikal feministisk organisasjon som vil forandre verden.“ (Kvinnefronten ist eine radikal-feministische Organisation, die die Welt verändert will.) Diese Konsequenz imponiert mir.
Erstmals nahm die Kirche offiziell an der Parade teil.
Erstmals nahm die Kirche offiziell an der Parade teil. Darauf sind beide Seiten – Arctic Pride und Kirche – zu recht stolz.
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Der fröhlich winkende Mann in der roten Hose ist übrigens der amtierende Arctic Pride Festivalchef Stein Sebastian Frediksen. Hei Stein, gratulasjon! Det var så morsomt!
So langsam sieht man auch, dass wir wirklich viiieeeeele waren!
Hier sieht man auch, dass wir wirklich viiieeeeele waren!
Die Parade geht mitten durch die "Einkaufsstraße" Tromsøs, die Storgata.
Die Parade geht mitten durch die „Einkaufsstraße“ Tromsøs, die Storgata.
Ups, schon vorbei? Die Parade dauerte keine zwanzig Minuten und führte direkt ins Tvilbit - hier war ein gemeinsamer Absacker zum Aufwärmen angekündigt, doch 1.000 Menschen passten da nicht rein. ;-)
Ups, schon vorbei? Die Parade dauerte keine zwanzig Minuten und führte direkt ins Tvilbit – hier war ein gemeinsamer Absacker zum Aufwärmen angekündigt, doch 1.000 Menschen passten da nicht rein. 😉

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Ich wünsche der Tromsø Arctic Pride Parade 2017 mindestens eine Verdoppelung auf 2.000 Teilnehmer/innen, und denen wünsche ich dann eine wesentlich längere Route durch die Innenstadt, denn irgendwie war alles viel zu schnell vorbei. Ich sehe ganz klar das Potenzial, vor dem Rathaus eine kleine Ansprache übers Mikrofon (oder Megafon) zu halten und noch etliche weitere Straßen entlangzulaufen, um weitere markante Punkte zu kreuzen – warum nicht sogar auf die Brücke bis zur Mitte gehen und dem ankommenden Hurtgrutenschiff zujubeln? 😉

Ich bin 2017 auf jeden Fall wieder dabei!

Die Sonne verabschiedet sich von Tromsø

In exakt 14 Tagen beginnt in Tromsø die Polarnacht (und dauert bis zum 15. Januar 2017). Zurzeit werden die Tage hier also rapide kürzer, was bedeutet, dass sich Sonnenaufgänge bequem zwischen 9 und 10 Uhr morgens beobachten lassen, Sonnenuntergänge dann schon wieder zwischen 13 und 14 Uhr.

Und die Sonne zieht noch einmal alle Register und verabschiedet sich in den schönsten Farben. Meine Top-10-Aufnahmen der vergangenen Tage hab ich jetzt für Euch rausgesucht. Übrigens: Alle Farben sind echt!

Auf Tromsøs Hausberg Storsteinen

 

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Kvaløyavegen Richtung Sydspissen

 

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In der Stadt

 

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Zugegeben, das letzte Motiv ist nicht die Sonne, sondern die Bibliotek. Ein kleiner Hinweis darauf, dass ich bereits an einem Artikel über die Kulturstadt Tromsø arbeite… 😉

 

Literaturstadt Oslo – Lesereise Teil 4

Meine vierte und letzte Woche in Oslo hatte es in sich. Ich habe mich an Norwegens schwerste Zeiten in der jüngeren Geschichte herangewagt und an Orten Geschriebenes entdeckt, an denen ich so nicht damit gerechnet habe… (Das Ende dieses Artikels muntert dann wieder etwas auf, mit Literatur über Orte, über die nicht so oft Bücher geschrieben werden…)

1.
Das norwegische Widerstandmuseum

Hjemmefrontmuseet heißt es im Norwegischen. Das Widerstandsmuseum innerhalb der Akerhus-Festung erzählt anhand vieler Tonaufnahmen, Originalgegenstände und detailgetreu nachgebildeten Miniaturschauplätzen die fünf Jahre der deutschen Besatzung nach. Ich brauche zwei Tage, um mich durch die Ausstellung zu lesen, zu hören und zu schauen. Neben der beeindruckenden Anzahl an Widerstandszeitungen ist es vor allem ein durchlöchertes Blatt Toilettenpapier, dass mich sehr nachdenklich stimmt. Es hängt neben dem Nachbau einer Gefändniszelle in der Møllergata.

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Petter Moen, der Herausgeber der größten illegalen Zeitung „Nytt London“, hat mit einer Nadel Buchstaben darein gestochen und die gestochenen Blätter im Lüftungsschacht versteckt. Auf diese Weise dokumentierte er 210 Tage seiner Gefangenschaft. nachdem die Gestapo ihn gefasst hatte. Er kam bei der Verschiffung nach Deutschland im Jahr 1944 ums Leben, sein Tagebuch wurde entdeckt und 1949 erstmal veröffentlicht, daraufhin in viele Sprachen übersetzt, auch ins Deutsche. Die komplette Fassung (PDF) ist hier online frei zugänglich.

2.
22. Juli Zentrum

Es braucht nicht viel, um die Erinnerung an das Attentat am 22. Juli 2011 in Oslo und auf Utøya wachzuhalten.

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Das 22. Juli Zentrum im Regierungsviertel besteht aus einem Raum der Stille mit Portraitfotos aller Opfer, die Aufnahmen der Überwachungskamera, auf denen zu sehen ist, wie der Täter das Auto mit dem Sprengstoff vorfährt, einen weiteren Raum mit einem minutengenauen Zeitstrahl an den Wänden, gespickt mit Fotos, Tweets und weiteren Zitaten. Zur zusammenfassenden Einordnung dienen Auszüge aus der Urteilsverkündung. In der Mitte des Raumes stehen die verformten Überreste des Bombenautos wie eine mahnende Skulptur, an der letzten Wand hängt eine riesige Aufnahme der Insel vom Tag danach.

22-juli-senteret-2Am Ende der Ausstellung wartet ein Regal voller Bücher – die Verarbeitung des privaten wie nationalen Traumas ist in vollem Gange, zunächst in Form von journalistischen Dokumentationen und biografischen Texten der Opfer und Hinterbliebenen. Linn Ullmann hat in einem Interview gesagt, dass es wohl noch Jahre dauern kann, bis SchriftstellerInnen einen künstlerischen Ausdruck dafür finden…

3.
Jakobmesse in der Kulturkirken Jakob

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Und jetzt zu etwas Besinnlichem… Von September bis Mai wird  jeden Sonntag Abend um 20 Uhr in der Kulturkirche Jakob in Grünerløkka eine freier Gottesdienst zelebriert – Seit 15 Jahren gibt es die Jakobmesse jetzt schon. Vier durchkomponierte Messen mit eigens getexteten und komponierten Stücken und Liturgien wechseln sich ab, eine Band mit Schlagzeug, Piano, Sängerinnen und wechselnden MusikerInnen spielt live, das Ganze ist „et samarbeid mellom Kirkelig Kulturverksted og studentprestene i Oslo“ (jakob.no).

Hätte ich die Jakobmesse gleich zu Beginn meiner Oslo-Zeit entdeckt, wäre ich alle vier Sonntage hier gewesen, so waren es nur zwei. Eine wunderbare Zeit der Besinnung mit einem besonderen Klangerlebnis.

4.
Deutsch-norwegischer Sprachtandem-Abend im Goethe-Institut

Auch diese Woche gibt es noch einen Tipp zum Norwegischlernen: Einmal im Monat lädt das Goethe-Institut in Oslo zu einem Sprachtandem-Abend ein, bei dem sich immer eineR, der/die fließend norwegisch spricht und deutsch lernen will, zu einer/m geselt, der/die fließend deutsch spricht und norwegisch lernen will. Sowohl AnfängerInnen als auch Fortgeschrittene sind willkommen! Schade, dass der Tandemabend nicht zu Beginn meiner vier Wochen stattfand, sondern an meinem allerletzten Oslo-Abend. Deshalb bin ich nämlich nicht hingegangen, weil ich es doch vorgezogen habe, noch einmal zu meinem Folkeuniversitetet-Kurs zu gehen und mich von allen zu verabschieden.

5.
Ein Buch über das Hüttenklo

Der Norweger schreibt eigentlich über alles ein Buch. Sogar über das Klo in der Hütte. Warum ich das überhaupt entdeckt habe? Weil mein Liebster nach Oslo gekommen ist, um mich abzuholen. Und weil er in unserem Schrebergarten jüngst eine Hütte gebaut hat, hat er sich an unserem letzten Nachmittag in der Bücherei alle Bücher zu diesem Thema aus den Regalen geholt und durchgeblättert, während ich meine letzten Norwegisch-Hausaufgaben erledigte. Und siehe da! „Do på hytta – ideer til løsninger“ lässt uns beide schwärmen – von einem eigenen Plumpsklo auf unserer Parzelle! 😉

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6.
Tilbakeblikk – ein historischer Bildband über Tromsø

… und so komme ich zum Finale meiner vierwöchigen Lesereise durch Oslo. Und es ist kein Zufall, dass ein Bildband über Tromsø ist, der hier erwähnt wird – gefunden in einem sehr gut sortierten Atiquariat in der Storgata. In liebevoller Kleinarbeit sind darin alte und (zum Zeitpunkt des Erscheinens im Jahr 2000) neue Fotografien von zig Plätzen und Straßen in Tromsø zusammen gestellt – und ich werde schon im November die Gelegenheit haben, neue Fotos zu schießen und zu staunen, wie viel sich allein in den vergangenen 16 Jahren schon wieder verändert hat… Tschüss, Oslo! Tromsø, ich komme!

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7.
Bergenstest in Oslo am 14. Januar 2017

Ich hab mich getraut! Ich habe mich am letzten Tag hier in Oslo zum Bergenstest am 14. Januar 2017 angemeldet! Jetzt gibt es kein Zurück mehr, jetzt liegt das (ganz neu erschienene!) B2-Grammatikübungsbuch von Cecilie Lønn immer direkt neben all der norwegischen Belletristik, die noch auf mich wartet… 😉

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Ha det bra, Oslo! Vi sees!

Gartenkultur in Tromsø und Urban Gardening am 69. Breitengrad

En flere hundre år gammel hagetradisjon i et barsk klima – og samtidig høyaktuell.

Nur in drei Monaten im Jahr liegt die Durchschnittstemperatur in Tromsø über 10 Grad Celsius. Was soll denn da gedeihen? So einiges! Man muss im Garten halt ein bisschen nachhelfen, wie es beispielsweise Charlotte tut. Sie lässt im Mai den halben Meter Schnee nicht einfach liegen, sondern sorgt für freie Flächen, um Frühbeete zu bepflanzen. Nach jahrelangem Experimentieren weiß sie, in welchem Winkel gesäht und gesetzt der kalte Wind gnädig mit den zarten Pflänzlein umgeht.

Und Charlotte ist nicht allein. In der Facebook-Gruppe „Hage i Tromsø“ tauschen sind über 900 Mitglieder über ihre Erfolge und Misserfolge beim Gärtnern am 69. Breitengrad aus. Hier werden untereinander nicht nur Fragen beantwortet, sondern auch Setzlinge und Ableger weitergegeben, Fotos von Prachtexemplaren – ob Rosen oder Brokkoli – gebührend bewundert.

hager-mot-nordIn welcher Tradition die heutigen KleingärtnerInnen in Nordnorwegen stehen, erfahren historisch Interessierte aus einem ganz besonderen Buch, welches die 300-jährige Geschichte des Gärtnerns in Nordnorwegen beleuchtet: „Hagen mot Nord“, 2015 herausgegeben von drei WissenschaftlerInnen der Universitetet i Tromsø:

„Samlet gir artiklene et mangfoldig bilde av hagekunsten i den nordlige delen av landet og den menneskelige skaperkraften som utløses når internasjonale perspektiver møter lokale tradisjoner og naturvilkår. Her er fortellinger og bilder fra en lang rekke steder.“ (Orkano Akademisk Forlag)

dyrktromso.no
dyrktromso.no

Ein ganz besonderes Projekt aktueller urbaner Gartenkultur ist „Dyrk Tromsø“. Mitten in der Stadt haben Ingvill Fossheim und Berit Steenstrup im vergangenen Jahr (2015) ein kleines Areal – Rambergan & St. Hanshaugen – zum Community Garden erklärt und mit viel Engagement, Unterstützung der Stadt und helfenden Händen der StadtbewohnerInnen in 40 Pflanzkästen Gemüse, Beeren und Kräuter angebaut:

„Hagene føyer seg inn i en stor bevegelse av lignende prosjekter som eksisterer i byer over hele verden. Dette er urban agriculture med en nordnorsk vri.“ (dyrktromso.no)

Auf dem Gelände Rambergan & St. Hanshaugen soll, so sieht die Stadptlanung es vor, eine Parkanlage entstehen. Dieses Urban-Gardening-Projekt ist also eigentlich eine temporäre Angelegenheit – oder etwa doch nicht? Dieses Jahr ging es bereits in die zweite Saison, und auf der Projekt-Website sind aktuelle Bider zu sehen. (Weiß jemand, wie es nächstes Jahr weitergeht? Ich schreib denen mal ne E-Mail und berichte hier, wenn ich eine Antwort habe. 😉 )

Was die Natur 344 Kilometer nördlich des Polarkreises sonst noch hervorzubringen vermag, lässt sich natürlich bei einem Spaziergang im Arktisch-Alpinen Botanischen Garten Tromsø bewundern. Das Areal ist jederzeit zugänglich, ohne Zaun und Tor, und wirklich weitläufig  – und bietet obendrein einen wunderbaren Blick auf die Tromsø umgebenden Berge.

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Ich war genau vor einem Jahr – im August 2015 – dort und hab Euch ein paar Blüten-Bilder mitgebracht.

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Blauer Scheinmohn (Meconopsis ’Lingholm’) aus dem Himalaya – der ist fast schon so was wie das Aushängeschild des Botanischen Gartens in Tromsø.
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Gentiana hexaphylla – ein Enzian …
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… und noch ein Enzian.

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Den ganzen November in Tromsø? Unbedingt, weil…

Den November (mindestens den November…) werde ich 344 Kilometer nördlich vom Polarkreis verbringen – und zwar in Tromsø. Warum? Es gibt soooo viele tolle Gründe, genau zu der Zeit an diesem Ort zu sein. Und zwar:

Det viktigste på norsk: Fra begynnelsen av November finner dere meg i Tromsø - med mange prosjekter: Jeg vill prøve urban sketching i mørketiden, feire verdens nordligste pridefestival, oppleve Kari Bremnes live at The Edge og treffe folk på strikkekafé i folkebiblioteket og andre steder som jeg må ennå finne ut... Har dere noen anbefalinger?

1. Urban Sketching im Alltag der Polarnacht

Von 6,5  Stunden Tageslicht auf Null in unter 28 Tagen – wow! Am 1. November geht die Sonne in Tromsø um 8.13 Uhr auf und um 14.43 Uhr unter. Das sind also immerhin noch 6,5 Stunden Tageslicht, doch dann geht alles ganz schnell: Zwei Wochen später sind es nur noch 4 Stunden und am 26. November geht die Sonne in Tromsø ein letztes Mal um 11.04 Uhr auf und um 11.57 Uhr unter – das nächste Mal dann erst wieder Mitte Januar… (Zum Vergleich: In Hamburg verringert sich die Spanne zwischen Sonnenauf- und -untergang im November gerade einmal um 1,5 Stunden – von 9,5 auf 8 Stunden).

Ich freue mich auf Slow Travel, aufs Verweilen und aufs Eintauchen in einen Prozess der allmählichen Verdunkelung – mal schaun, was das mit mir und vor allem mit meinen Urban-Sketching-Versuchen macht… Die Zeichnung unten ist noch von einem Foto inspiriert, im November geht’s dann mit dem Skizzenblock auf die Straße.

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Storgata in Tromsø (eigene Zeichnung nach einem Foto)

Ich bin gespannt, ob ich auf andere Urban Sketchers in Tromsø stoße. Die Community scheint sich dort so langsam zu finden, ein erstes Treffen fand wohl im Juni statt.

Und die Plarlichter? Ja, da sag ich nichtnein, wenn ich sie zu sehen bekommen, doch seit ich Geoff Dyer gelesen habe, bin ich mit solch flüchtigen Reosezielen vorsichtig geworden… 😉 Mich intereesiert viel mehr der Alltag der Polarnacht.

2. Das einwöchige Festival „Tromsø Arctic Pride“

Ist es denn zu fassen! Die TromsøerInnen feiern ihren Christopher Street Day im Winter! Und beanspruchen damit einen weiteren „Nordlichste-XY-der-Welt“-Rekord für sich.

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Pride Parade in Tromsø im November 2015

2015 hatte die Pride Parade in Tromsø Premiere (queer.de berichtete), die VeranstalterInnen zählten stolze 320 TeilnehmerInnen  (siehe Foto).

In diesem Jahr gibt es gleich eine ganze Woche lang Programm, und zwar vom 7. bis zum 13. November 2016. Und die Facebook-Seite hat jetzt schon über tausend Fans…

3. Kari Bremnes, Strikkekafé og mer

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Kari Bremnes singt (eigene Zeichnung)

Einmal habe ich Kari Bremnes in Hamburg bereits live erlebt. Als ich jetzt mit meiner Reiseplanung begann, konnte ich mein Glück kaum fassen, dass es für ihr Zusatzkonzert in Tromsø noch Karten gab. Die norwegische Sängerin ist auf den Lofoten geboren und groß geworden, ihre Herbsttour durch Nord-Norwegen ist also ein Heimspiel.

Außerdem freue mich darauf, in der Folkebiblioteket an den wöchentlichen Treffen im Strikkekafé (Strick-Café) teilzunehmen. Gemeinsam stricken und dabei von einem Kollegen der Bücherei etwas vorgelesen bekommen – welch wunderbare Idee, um eine Stadtbibliothek als sozialen Treffpunkt zu nutzen! Als leidenschaftliche Sockenstrickerin bin ich sehr gespannt darauf, auf diese Weise Anschluss in einer fremden Stadt zu bekommen.

Und ich hoffe, dass die Folkekjøkken in der Zeit, in der ich vor Ort bin, ein öffentliches Essen aus geretteten Lebensmitteln zubereitet. Außerdem bin ich gespannt, wie sich die weitere Nutzung des seit kurzem leerstehenden Bykiosk im Viertel Skansen entwickelt. (Mit der Bymisjion stehe ich im E-Mailkontakt, ob nicht ein öffentlicher Bücherschrank mit Bookcrossing-Zone oder gar ein kleiner Umsonst-Laden dort Einzug halten könnte.)

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Habt Ihr noch  Tipps für meinen November in Tromsø? Ich ergänze die gern auf meiner Liste. Und natürlich gibt es dann hier im Blog ab Anfang November auch eine Live-Berichterstattung aus der nördlichsten Stadt der Welt.

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