Autor: Dörte Giebel

Meine erste Übersetzerwerkstatt – natürlich skandinavisch!

Amundsens letzte Reise von Monica Kristensen

Seit ein paar Tagen bin ich zurück aus Rendsburg – oder sollte ich sagen: aus Spitzbergen? Die diesjährige Skandinavische Übersetzerwerkstatt hat uns 18 Teilnehmerinnen nämlich tief eintauchen lassen in die literarische Welt von Monica Kristensen, und diese Welt befindet sich eben auf Svalbard. Die norwegische Polarforscherin und Autorin war extra angereist, um einen Tag lang unser Ehrengast am Nordkolleg in Rendsburg zu sein. Nach Herzenslust konnten wir ihr Fragen zu ihren Spitzbergen-Krimis und zu ihrem neuestens Buch Amundsens siste reise stellen. Letzteres erscheint übrigens Anfang 2019 auf Deutsch (Amundsens letzte Reise), übersetzt von Christel Hildebrandt – unserer engagierten Seminarleiterin. Christel weiß mit ihren 30 Jahren Berufserfahrung wirklich, wie der Hase läuft in dieser Branche, und sie hat uns mit ihrer Leidenschaft für schöne Wörter und mit ihrer Freude an der Textarbeit regelrecht für diesen Beruf entflammt.

Als Mitte Oktober, also zwei Wochen vor dem Seminar, der Reader mit all den Probeübersetzungen der 18 Teilnehmerinnen (ja, dieses Jahr nur Frauen) eintraf, war ich schon sehr beeindruckt, wie unterschiedlich der Transfer ins Deutsche ausfallen kann. Während der viertägigen Übersetzerwerkstatt haben wir dann einen kompletten Tag lang in Kleingruppen à 4-5 Frauen jeweils 4 Seiten der insgesamt 16 Seiten lange Krimi-Kurzgeschichte Fikenpudding* nochmal ordentlich geknetet. Um jeden Satz haben wir miteinander gerungen – um einzelne Wörter und ganze Satzkonstruktionen. Auf einiges verständigten wir uns schon am Morgen, um durchgängig das gleiche Vokabular zu verwenden: Svalbard oder Spitzbergen? Schneemobil oder Schneescooter? Sysselmann oder Regierungsbevollmächtigter? Helikopter oder Hubschrauber? Auf die Kleingruppenarbeit folgte dann noch einmal ein intensiver Durchgang in großer Runde, um die Einzelteile zusammenzufügen und auf Konsistenz zu prüfen. Das Ergebnis haben wir (also drei von uns, siehe Titelbild oben) am Samstagabend in einer öffentlichen Lesung unter Anwesenheit der Autorin Monica Kristensen zum Besten gegeben. Eine runde Sache ist es geworden, das fanden wir alle! Der zweite und dritte Blick auf die eigene Arbeit hatte sich gelohnt. Im echten Übersetzerinnenalltag werden wir jedoch viel mehr auf uns allein gestellt sein und müssen so manche Entscheidung auch viel zügiger treffen, wenn wir ernsthaft unseren Lebensunterhalt mit dem Übersetzen bestreiten wollen. 😉

Im Anschluss an die Lesung war zeit für ein ausführliches Gespräch mit der Autorin (siehe auch Titelbild, links auf dem Foto bin ich zu sehen, rechts die Autorin, in der Mitte unsere Dolmetscherin aus dem Kreis der Teilnehmerinnen). Natürlich interessierte uns besonders, was Monica Kristensen übers Übersetzen denkt. Immerhin sind ihre Bücher bis heute in 14 Sprachen übersetzt worden. Sie betonte, wie wichtig es für sie sei, ihren ÜbersetzerInnen vertrauen zu können, und dass sie fest davon überzeugt sei, dass nicht die wörtlichste Übersetzung die beste ist, sondern jene, welche die Stimmung und den Stil des Originals am besten in der Zielsprache einfängt. Sich vom Ursprungstext ein Stück weit „wegzutrauen“, um der Stimme der Autorin umso gerechter zu werden – dazu braucht es Mut und Erfahrung.

Am dritten Seminartag ist dann auch noch Gabriele Haefs zu uns gestoßen, auch eine von den Großen in der Übersetzerszene (wenn Du Sofies Welt von Jostein Gaarder gelesen hat, „kennst“ Du sie). Gabriele hat uns einen fantastischen Einblick in die norwegische Verlagswelt gegeben und uns obendrein mit vielen Tipps versorgt, damit wir uns bei unseren ersten Gehversuchen (= Bemühungen, unseren ersten Übersetzungsauftrag an Land zu ziehen) nicht blamieren. Gabriele und Christel schwörten uns zudem auf den besonderen Wert der Kollegialität in diesem Haifischbecken ein. Für ihre lehrreichen Anekdoten bin ich äußerst dankbar.

Die Skandinavische Übersetzerwerkstatt hat in dieser Form bereits zum achten Mal stattgefunden. Und so viele Anmeldungen wie in diesem Jahr gab es noch nie. Wir waren zudem eine wirklich internationale Gruppe mit Teilnehmerinnen nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Österreich und der Schweiz. Rund 80 LiteraturübersetzerInnen sind von Christel Hildebrandt seit 2011 bereits auf einen guten Weg gebracht worden. Wir haben uns am Ende ein Fortsetzungsseminar gewünscht – und wer weiß, vielleicht ist die Zeit ja reif dafür. Am Nordkolleg möchte man darüber nachdenken und eventuell fürs Frühjahr 2020 so etwas ins Auge fassen. Ich werde auf jeden Fall zunächst einmal im nächsten November erneut zur Skandinavischen Übersetzerwerkstatt kommen, denn eins ist klar: Als Übersetzerin lernst Du nie aus. Und so viele spannende Frauen auf einen Schlag triffst Du auch nicht jeden Tag …

* Die Krimi-Kurzgeschichte Feigenpudding kannst Du – in der Übersetzung von Ulrich Sonnenberg – nachlesen in der Anthologie Noch mehr wunderbare Weihnachtsmorde, erschienen bei btb.

Norwegen gelingt ein fulminanter Auftakt als nächstes Gastland der Frankfurter Buchmesse

Stimmen von der Pressekonferenz zu Norwegen2019.de am 11. Oktober 2018

So viel Interesse an einer Vorschau-Pressekonferenz des nächsten Gastlandes gab es auf der Frankfurter Buchmesse noch nie! Rund 350 internationale JournalistenInnen sind am Donnerstagmorgen anwesend, als Buchmesse-Präsident Jürgen Boos darüber aufklärt, warum wir von Norwegens SchriftstellerInnen im kommenden Jahr einiges erwarten dürfen: In Sachen Pressefreiheit sei Norwegen schließlich weltweit auf Platz 1. Wir können uns also, so betont er, darauf verlassen, dass aus dem Norden klare und offene Worte zum Thema Menschenrechte zu uns gesprochen werden. In das gleiche Horn bläst direkt im Anschluss auch Norwegens Kulturministerin Tine Skei Grande. In Zeiten wie diesen gehe es darum, den Wert der Demokratie hochzuhalten und neugierig zu bleiben – neugierig auf die Geschichten der anderen. Literatur diene dem Brückenbauen und das Übersetzen in eine andere Sprache sei Friedensarbeit. Norwegen komme nächstes Jahr als Brückenbauer nach Frankfurt, betont sie stolz – zu Recht: Norwegen ist wahrscheinlich das lesefreudigste Land der Welt. 88% der 5,2 Millionen NorwegerInnen haben letztes Jahr mindestens ein Buch gelesen – 38% sogar mehr als 10 Bücher. So viel Lust auf Geschichten, so viel Neugierde, davon wollen wir uns alle in 2019 eine Scheibe abschneiden!

Die Entscheidung für Norwegen als Gastland fiel bereits 2016, erzählt Margit Walsø, Direktorin von NORLA – Norwegian Literature Abroad. Seitdem erlebt norwegische Literatur weltweit einen Boom. Heute sei die Zahl der norwegischen Bücher, die in andere Sprachen übersetzt seien, 5x so hoch wie vor zehn Jahren. Und wir sprechen hier von insgesamt 44 Sprachen!

Halldor Gudmunsson, Projektmanager des norwegischen Ehrengastauftritts, hebt anschließend hervor, dass bereits 200 Bücher im Kontext des Guest-of-Honour-Projektes übersetzt worden seien. Er betont in diesem Zusammenhang die zentrale Rolle des Buchhandels und erzählt, dass NORLA in Vorbereitung der Frankfurter Buchmesse bereits viele BuchhändlerInnen nach Norwegen eingeladen hat.

Um uns Lust auf mehr zu machen, kommen in der Pressekonferenz drei norwegische SchriftstellerInnen von Rang und Namen zu Wort – sie sind heute die eigentlichen BotschafterInnen des Guest-of-honour-Projektes: Erling Kagge, Maja Lunde und Linn Ullmann. Sie alle halten ein Plädoyer auf die Kraft einer guten Geschichte, auf das gedruckte Buch, auf die Langsamkeit des Bücherlesens. „Langsamkeit ist zum Privileg geworden“, sagt Kagge. „Wir brauchen es, einander Geschichten zu erzählen; wir erzählen Geschichten, um zu leben“, sagt Ullmann. Und Maja Lunde, die in Norwegen vorrangig als Kinder- und Jugendbuchautorin bekannt ist, betont in der nachfolgenden Diskussionsrunde, dass auch Kinder ernsthafte Themen lesen wollen und dass ihre Bücher mehr Fragen aufwerfen als Antworten geben, aber immer auch Hoffnung vermitteln.

Drei Tage lang verfolge ich nach dieser Pressekonferenz live die Veranstaltungen, die Norwegen auf der diesjährigen Buchmesse platziert hat, um schon einmal eine Duftmarke zu setzen und sich als Gastland auf der Frankfurter Buchmesse 2019 zu positionieren. Es ist ein gelungener Auftakt. Konkret und ehrlich, poetisch und intensiv. Kein Autorenhopping, sondern vertiefende Gespräche – unter anderem von Thomas Böhm, Projektkoordinator bei NORLA, leidenschaftlich moderiert. Seine Begeisterung leuchtet mit den Farben seines Anzugs um die Wette. Doch das ist schon ein neuer Blogpost…

Mein neues Instagram-Projekt: Redewendungen auf Norwegisch und Deutsch

Seit kurzem lerne ich norwegische Redewendungen, Sprichwörter und feste Ausdrücke mit Hilfe von Instagram: Alle ein bis zwei Tage veröffentliche ich auf meinem eigens dafür eingerichteten Instagram-Profil @norsk_tysk zwei Bilder: Das eine zeigt die Redewendung auf Norwegisch, das andere auf Deutsch. Außerdem versuche ich, mit der Bebilderung einen Hinweis darauf zu geben, was der Ausdruck eigentlich bedeutet. Das zweite Bild sieht man übrigens erst, wenn man das erste zur Seite schiebt. So kannst auch Du Deine Vokabelkenntnisse testen und mein Instagram-Profil wie einen kleinen bunten Vokabel-Karteikasten benutzen:

Kennst Du diese norwegischen Ausdrücke,
die ich bis jetzt auf Instagram veröffentlicht habe?

å tråkke i salaten

å møte veggen

Han har vært ute en vinternatt før.

Hun er på vei.

å ha tømmermenn

Han har en rev bak øret.

Han har ti tommeltotter.

en dråpe i havet

Hun holder døren på klem.

på fastende hjerte

å lufte hunden

Det bøtter ned.

Det var bare barnemat for ham.

Hun har englevakt.

Wenn nicht, dann schau doch auf @norsk_tysk vorbei, um jeweils die deutsche Übersetzung zu erfahren.

😉

 

Der etwas andere Norwegischkurs: eine Erzählung über die Kinderwanderungen in Südnorwegen im 19. Jahrhundert

Es gibt nicht viele gute Norwegisch-Lehrbücher und kaum Norwegisch-Sprachkurse für Fortgeschrittene (Sprachniveaus B2 und C1). Cecilie Lønn aus Kristiansand ist eine der wenigen Norwegischlehrerinnen, die hier etwas im Angebot haben. Sie hat die Lehrbuchreihe „Norsk for deg!“ geschrieben – und ganz frisch ist ihr Arbeitsbuch „I samme båt“ (C1) erschienen. Die Besonderheit: Cecilie unterrichtet konsequent norsk på norsk – und erreicht dadurch eine bunt gemischte internationale Teilnehmerschar. Das Unterrichten im Klassenzimmer hat sie weitestgehend hinter sich gelassen, heute gibt sie sehr lebendig gestaltete Online-Kurse im Webinar-Stil und betreut ihre Teilnehmer/innen in Facebook-Gruppen. Dazu bietet sie Schreibmonate an, in denen sie akribisch und mit vielen guten stilistischen Tipps versehen die Texte der Sprachschüler/innen korrigiert – denn sie weiß, dass das Schriftliche oft die größte Hürde ist, um wirklich in allen – auch den beruflichen – Situationen eine Fremdsprache auf einem hohen Niveau zu beherrschen.

Doch was ich eigentlich erzählen wollte: Jetzt hat Cecilie Lønn einen ganz besonderen Norwegischkurs (C1) veröffentlicht, der mich sehr beeindruckt hat: „Tabita fra skogene ist eigentlich eine lange Erzählung – eine spannend erzählte Geschichte über ein Mädchen in Südnorwegen Anfang des 19. Jahrhunderts. Tabita wurde als Säugling im Wald ausgesetzt und zum Glück von einem Ehepaar gefunden, welches eigentlich auf der Suche nach einem verirrten Schaf ist… Das bis dahin kinderlose Paar bekommt, nachdem es Tabita aufgenommen hat, kurz hintereinander zwei Zwillingspaare. Das Glück ist einerseits perfekt, andererseits lebt die siebenköpfige Familie in so ärmlichen Verhältnissen, dass Tabita im Alter von 14 Jahren beschließt, sich den Kindern anzuschließen, die jedes Frühjahr gen Osten wandern, um sich auf den großen Bauernhöfen zu verdingen. Erst im kalten November wandern sie zurück und tragen ihr hart verdientes Geld nach Hause.

Diese Kinderwanderungen gab es wirklich – und Cecilie hat mir erzählt, dass die Wanderroute, die heute als kulturhistorischer Wanderweg angelegt ist, dicht an ihrem Haus in der Nähe von Kristiansand vorbeiführt. Sie hat sehr plötzlich die Inspiration zu dieser Geschichte bekommen und sie in einem atemberaubendem Tempo niedergeschrieben. Anschließend hat sie den Text Kapitel für Kapitel als Hörbuch selbst eingesprochen, Vokabellisten zu jedem Kapitel erstellt und auch diese als Audiodatei aufbereitet. Herausgekommen ist ein Sprachkurs, zu dem auch eine moderierte Facebook-Gruppe gehört, in der wir Fragen stellen können und uns Ergänzungen in den Vokabellisten wünschen dürfen. Und sie hat einen kleinen Zeichenwettbewerb gestartet, weil sie die Erzählung gern bebildern wollte. Viele von uns haben sich mächtig ins Zeug gelegt, herausgekommen sind ganz unterschiedliche und sehr phantasievolle Illustrationen, die Cecilie alle in den Text eingefügt hat. Meine Zeichnungen zeigen die Schar der Kinder auf Wanderschaft und Tabita bei der Arbeit. Außerdem habe ich die kleine Hermine gezeichnet, die ein tragisches Schicksal erleidet… Alles wird hier natürlich nicht verraten!

„Tabita fra skogene“ ist ein besonderer Sprachkurs auf C1-Niveau, der Dir nicht nur viele neue Vokabeln vermittelt, sondern auch noch ein Stück norwegischer Sozialgeschichte. Der Kurs kostet nur 500 Kronen, was ich absolut angemessen finde, wenn Du bedenkst, dass es sich um 17 lange Kapitel handelt, die als Audiodatei jeweils 20 bis 30 Minuten dauern. Das erste Kapitel kannst Du Dir hier gratis anhören. Außerdem überrascht Cecilie Lønn uns Teilnehmer/innen immer mal wieder mit einem Bonus-Live-Webinar, welches hinterher allen als Aufzeichnung zur Verfügung steht. Du kannst jederzeit in den Kurs einsteigen und dann auch Mitglied in der Facebook-Gruppe werden.

Übrigens ist die Geschichte noch lange nicht zu Ende erzählt – es bleibt spannend, wie es weiter geht! Der Folgekurs kommt hoffentlich bald, damit ich endlich erfahre, was Tabita während ihrer zweiten Wanderschaft allein im Wald passiert…

10 gute Gründe für eine Sprachreise auf die Vesterålen

Norwegisch lernen in Bø auf den Vesterålen

Nächstes Jahr – Mitte/Ende Juli 2019 – bietet meine Norwegischlehrerin Yvonne Moutoux zum ersten Mal eine Sprachreise nach Nordnorwegen an – und ich konnte sie schnell dafür begeistern, ihren einwöchigen Norwegischkurs in Bø auf den Vesterålen durchzuführen. Es wird ein Sprachkurs für Fortgeschrittene sein, die mindestens das Sprachniveau B1 beherrschen. Das Tolle ist: Yvonnes Sprachreisen sind als Bildungsurlaub anerkannt. Du hast also die einmalige Chance, für eine Reise auf die Vesterålen von Deinem Arbeitgeber zusätzliche Urlaubstage zu bekommen!

Mich hat es in den vergangenenen Jahren immer wieder in diese zauberhafte Märchenkommune gezogen. Deshalb fallen mir auch aus dem Stand weitere 10 gute Gründe ein, warum Du Dir diese Sprachreise nicht entgehen lassen solltest, um Dein Norwegisch zu verbessern:

1. Perle der Vesterålen & Hikers Paradise

Die Kommune Bø wird auch als die Perle Vesterålens bezeichnet – kurz Bestervålen. Als in diesem Sommer Lars Monsen mit seiner NRK-Sendung „Minutt for minutt“ drei Tage lang in Bø gewandert ist, saß ganz Norwegen vor dem Fernseher um zu sehen, wie wunderschön es dort ist. Du kannst die  Sendungen immer noch in der Mediathek finden (hier, hier, hier und hier) – eine bessere Einstimmung auf diese Reise gibt es nicht! Bø hat eine Vielzahl an markierten Wanderwegen, viele davon werden wir in der Kurswoche zu Fuß von unseren Unterkünften aus erreichen können, unter anderem die recht einfache Wanderung auf den Vetten.

2. Mitternachtsonne & weiße Strände

Von Ende Mai bis Mitte Juli geht auf den Vesterålen die Sonne gar nicht unter. Auch in der Kurswoche Ende Juli wird es noch nicht wirklich dunkel. Wenn Du einen leichten Schlaf hast, nimm am besten eine Schlafmaske mit. Die Menschen dort oben gewöhnen sich über den Frühling an die länger werdenden Tage und schlafen im Hochsommer einfach weniger – und lächeln über uns Touristen, die versuchen, die übliche Menge an Schlaf zu bekommen. Für mich haben die schier endlosen Abende etwas zauberhaftes und der anhaltende Sonnenschein verleiht einfach eine Extraportion Energie. Nicht nur die Abende lassen sich herrlich an einem der wunderbaren Strände erleben, die es überall auf den Vesterålen und natürlich auch in Bø gibt. Wenn wir das Glück haben, ein paar warme Tage zu erwischen, können wir sogar ein sehr (!) erfrischendes Bad im Meer nehmen.

3. Skulpturlandskap Nordland

Insgesamt 36 Skultpuren sind in der Landschaft Nordnorwegens weit verstreut platziert – die vielleicht schönste Skulptur steht in Bø: Mannen fra Havet. Wenige Meter vom Mann vom Meer entfernt befindet sich die Freiluftgallerie mit Fotos und Erläuterungen zu allen 36 Skultpuren. Eingeweiht wurde die friluftsgalleri übrigens im Jahr 2015 von Königin Sonja, die eine besondere Verbindung zu den Vesterålen hat und gerne hierher reist. Bei schönem Wetter können wir hier Norwegischunterricht im Freien machen – die friluftsgalleri ist nämlich gleichzeitig eine Freiluftbühne mit fest montierten Sitzbänken.

4. Bøfjerdingene – die besonderen Menschen in Bø

Wer aus Bø kommt, nennt sich Bøfjerding. Und ein Bøfjerding ist ein besonderer Schlag Mensch (finde ich): herzlich, hilfsbereit, gastfreundlich und in der Lage, immer das Beste aus Wind und Wetter zu machen. Bøfjerdingene sind für zweierlei berühmt: ihr Heimweh nach Bø und ihre Bereitschaft zu ehrenamtlicher Arbeit. Das gesamte Reginedagan-Festival – eine Woche mit locker 50 Veranstaltungen – wird zum Beispiel ehrenamtlich auf die Beine gestellt. Wenn wir gemeinsam zum Norwegischkurs nach Bø fahren, werde ich vorher anfragen, ob der eine oder andere Bøfjerding bereit ist, sich mit uns zu treffen und ein wenig vom Leben in Bo zu erzählen. Dabei können wir den Dialekt besser kennen lernen, der dort gesprochen wird. Du willst schonmal reinhören? Dann empfehle ich Dir dieses drollige Video über den Bøfjerding. Verstehst Du alles…?

5. Auf den Spuren der Schriftstellerin Regine Normann

Vor rund 130 Jahren zog sich eine begabte junge Frau, zwangsverheiratet mit dem Glöckner von Malnes, zum Schreiben in eine Berghöhle nahe der Kirche zurück und versteckte hier auch ihre Manuskripte. Nach ihrer Flucht in die Hauptstadt bezahlte sie ihre Scheidung von dem Honorar für ihren Debutroman, der in der Höhle entstand. Heute führt ein kleiner Wanderweg direkt zur Sinahula; zwei Informationstafeln erinnern an die Lebensgeschichte von Serine (Sina) Regine Normann, die bis zum Zweiten Weltkrieg zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen Norwegens zählte. Während der Kurswoche werden wir mit Sicherheit diese kleine Wanderung einplanen und vielleicht sogar Norwegischunterricht in der Höhle abhalten. Wer nach der Kurswoche noch in Bø bleiben möchte, erlebt das Literaturfestival Reginedagan (21.-28. Juli 2019) mit, welches vor allem der Märchenerzählerin Regine Normann huldigt – mit vielen spannenden Veranstaltungen für Jung und Alt.

6. Nord Museum & Bibliothek

Das kleine, aber feine Museum in Bø war früher das Zuhause von Amtmännern, Ärzten und Kaufleuten. Es wurde 1907 erbaut. Im Erkerzimmer gibt es viele Gegenstände aus dem alten Bø zu bewundern, unter anderem die Ausstattung des Gemeindearztes. Im oberen Stockwerk befindet sich die Küche mit vielen altertümlichen Haushaltsgegenständen. Zum Museum gehören noch weitere Gebäude, unter anderem das Vorratshäuschen mit alten Werkzeugen und Geräten sowie die Fanghütte und das Bootshaus. Im ersten Stock befindet sich die Ausstellung Regine Normann im Blickfeld. Hier kannst Du in einen Märchenwald eintauchen, um Regines Märchen zu lauschen (bitte Schuhe ausziehen).

Übrigens gibt es in Bø – für uns zu Fuß zu erreichen – auch eine kleine öffentliche Bibliothek, in die Tageszeitung ausliegt und wir jederzeit genug Lesestoff für den Norwegischunterricht finden. Auch alle 18 Bücher von Regine Normann stehen hier natürlich im Bücherregal.

7. Litløy Fyr und Gaukværøya

Litløya und Gaukværøya waren bis in die 1950er Jahre hinein bewohnt, und es finden sich auf den kleinen Inseln sogar Siedlungsspuren aus der Eisenzeit. Heute lebt nur noch ein einziger Mensch auf Litløy – Elena Hansteensen hat den Leuchtturm und die dazugehörigen Gebäude vor einigen Jahren gekauft und im Leuchtturmwärterhäuschen ein kleines Hotel mit gerade einmal zwei Doppelzimmern betrieben. Zweimal war ich dort – einfach zauberhaft! Leider ist das Hotel zurzeit geschlossen. Was wir unbedingt versuchen sollten, ist während der Kurswoche eine Überfahrt nach Gaukværøya zu organisieren, denn dort gibt es einen kleinen Kulturpfad, den ich selbst noch nicht kenne.  Die geführten Touren werden von Ola Olaisen durchgeführt und vom Vesterålen Turlag organisiert – wenn Interesse besteht, kümmere ich mich gern um eine Sonderführung.

8. Vetten Opp – Berglauf und Volkfsfest zugleich

Kommen wir zu den Gründen, warum es sich lohnt, am Ende der Sprachreise nicht gleich wieder abzureisen: Also, ich habe mir fest vorgenommen, nächstes Jahr am Samstag nach der Kurswoche bei Vetten Opp mitzulaufen! Dafür sollte ich allerdings ein wenig trainieren, denn die knapp 4 Kilometer haben es in sich, schließlich geht es fast 500 Höhenmeter bergauf. Wenn Du nicht mitlaufen möchtest, kannst Du natürlich auch als Zuschauer/in an der Laufstrecke das Volksfest genießen.

9. Arctic Sea Kayak Race

Was für mich der Vetten Opp ist, ist für Andrea – eine andere Kursteilnehmerin – das Paddelfestival in der Woche nach dem Norwegischkurs. Das Arctic Sea Kayak Race findet auch in Bø statt, und zwar ab dem 21. Juli 2019, und es gibt auch Anfängerkurse, falls es Dein erstes Mal ist…

10. Walsafari und noch so vieles mehr…

Es gibt noch soooo viele weitere gute Gründe, Deine Reise nach dem einwöchigen Sprachkurs auf den Vesterålen noch fortzusetzen: Hast Du Lust auf eine Walsafari? Dann fahre weiter nach Stø oder Andenes. Möchtest Du das Fischerdorf Nyksund sehen, das bis in die 90-er Jahre hinein verlassen und zunehmend verfallen war und erst dank deutscher Studenten wieder zu neuem Leben erblühte? Dann empfehle ich Dir dort einen Besuch der Nyksund ART Galleri, in der übrigens auch Königin Sonja regelmäßig vorbeischaut. Oder suchst Du weitere Gipfelerlebnisse? Dann wandere doch die Dronningruta. Ich persönlich empfehle Dir ja, wenn Du schon einmal so weit im Norden bist, einen Abstecher nach Tromsø – meine Lieblingsstadt in Norwegen.

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Habe ich Dich überzeugt? Dann komm mit! Alle weiteren Infos zur Sprachreise findest Du auf Yvonnes Website norwegischkurse.com Ich werde für diesen Artikel übrigens nicht bezahlt und erhalte auch keinerlei Provision für Buchungen, die über meine Blogartikel zustande kommen. Ich bin einfach eine begeisterte Teilnehmerin von Yvonnes Sprachreisen und war mit ihr bereits in Oslo und in Hovden.

Vi ses i Bø!

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